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kam. Nicht minder eigenartig ist die Empore construirt »nd der Ranm unter ihr erweitert.
Die zahlreichen Fenster pmngen zum großen Theile noch in dem Farbenschmncke der alten
Glasgemälde. In ihrem gedämpften Lichte ist die Gesammtioirknng des Innern eine
vortreffliche, nicht angenblicklich packend, aber immer stärker fesselnd, je öfter und länger
man darin verweilt. Sie wird selbst durch die heutige, vollständig barocke Einrichtung, die
übrigens reicher und edler als gewöhnlich gehalten ist und theilweise wirklichen Knnstwerth
besitzt, nicht wesentlich gestört, ja in gewissem Sinne als Spiegelbild der wechselnden
Jahrhunderte sogar noch gesteigert.
Auch die ursprüngliche Ausstattung der Kirche mit Altäreu ?e. scheint so gediegen
wie der Ban selbst gewesen zu seiu. Ansehnliche Reste davon bewahrt sie hente noch in
prächtigen Schnitzarbeiten und Taselgemälden, Bruchstücken einstiger Flügelaltäre. Auch
ein gothischer Betstuhl mit Intarsien zieht die Bewunderung der Keuuer auf sich.
Die Leonhardskirche ist in den Jahren 1421 bis 1433 erbaut und im letzteren Jahre
eingeweiht worden. Fromme Verehrung für ein kleines geschnitztes Bild des heiligen
Leonhard, durch allerlei Wuudergeschichten angefeuert, veranlaßte den Bau uud brachte
von weit und breit die Mittel dafür zusammen. Sie müssen nach Allem, was wir jetzt uoch
sehen, rasch und reichlich geflossen sein. Als Meister des Baues ueuut uns eine Aufschrift
der Chorwand einen gewissen Peter Harperger aus Salzburg; es ist eiu soust völlig
uubekauuter Name. Weder in der Stadt noch im Lande gibt es eine zweite Kirche, die
dnrch urkundliche Nachricht oder Verwandtschaft der Bauformen als ein Werk desselben
Meisters sich erweisen ließe. Nur die Leouhardskirche im benachbarten steirischen Mnran
wird ihm, wir wissen nicht mit welchem Recht, zugeschrieben, ein gleichfalls vorzügliches
Bauwerk, doch unserer Kirche, wie uns dünkt, zu wenig ähnlich, um daraus auf die gleiche
Urheberschaft schließen zu dürseu.
Auch sonst stößt man noch im Lnngau auf manches beachtenswerthe Denkmal mittel-
alterlicher Baukunst. Das ansehnlichste ist die gothische Kirche Mariapsarr , ein großes,
in den kräftigen Formen der besseren Gothik aufgeführtes Gebäude, das dreischiffige
Laughaus um 1445, der Chor mit dem darüber hoch aufsteigenden Thurme uoch früher,
wahrscheinlich um deu Aufaug jenes Jahrhunderts erbaut. Das ehrwürdige Gotteshaus
besteht übrigens urkundlich verbürgt seit dem X. Jahrhundert; einen Zeugen des hohen
Alters besitzt es in der Krypta, welche den ganzen Unterraum des Chores einnimmt.
Ein nach außen unscheinbares und fast unbekanntes Kleinod der Gothik besitzt endlich
der Lnngau in der Schloßkapelle zu Manterndors . Sie tritt aus dem Gebände-
knäuel des dortigen Hochschlosses nur durch die apsidenartige Chornische bemerkbar hervor
und zeigt auch im Innern die höchste Einfachheit. Der kleine Ranm mit schmal geschlitzten
Fensterchen trägt eine schwärzlich gebräunte Holzdecke; seine Rückwand ist von einein eben
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Volume 6
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Oberösterreich und Salzburg
- Volume
- 6
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 17.03 x 24.86 cm
- Pages
- 650
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch