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Coufiguratiou und Höhe vermißt man jedoch auf dem Hochschwab jene ausgedehnten, für
die salzburgischeu Kalkalpen so charakteristischen Steinwüsten. Hier sind es meist alpen-
reiche Mattenböden, welche, von den Kuppen des Brandstein uud Ebenstem beherrscht, die
Höhen der westlicheren Partien einnehmen. Erst weiter gegen Osten heben sich die Stnfen
des Gebirges in runden Knppen und langen Rücken höher nnd höher empor bis auf den
Gipfel des Hochschwab, 2.278 Meter, auf dessen windumbranstem Scheitel nackter Fels-
boden die Rasendecke bereits verdrängt hat.
Reich an großartigen landschaftlichen Bildern dagegen zieht das Salzathal am nörd-
lichen Fuße dieses Gebirges hin, vom Kastenriegel über Weichselboden und Gschöder
bis nach Wildalpen nnd weiterhin zwischen Vorbergen hinab zur Euns, bald als enge
Schlucht zwischen hohen Felsen, bald sich weitend zu waldumschlossenen Gründen mit
blumigen Wiesen.
Um einen Einblick in den Ausbau der jenseitige» Abdachung des Hochschwab zu
gewiuueu, wollen wir auf die Südseite zurückkehren, und zwar bis an die Ufer der Mnr.
Von ausdruckslosen Waldknppen umgeben, zieht dieser bedeutende Fluß von Leoben
abwärts bis Bruck au der Müuduug des breite» Mürzthales, welches, von hier in
nordöstlicher Richtung zum Semering ansteigend, die letzten Ausläufer des Hochschwab
begrenzt. Das eigentliche Hochgebirge liegt weit znrück nach Norden hinter einer anßer-
ordentlich breiten, von langgestreckten Qnerthälern dnrchbrochenen Zone sanfter Höhen.
So führt das wäldreiche Tragöß-Thal über Kathrein und Oberort zum Grünen See am
Fuße der südwestlichen Abfälle der Schwabgruppe, so zieht auch von Kapfenberg der
Thörlgraben einwärts und gabelt in zwei weitläufige Äste, von deueu der eiue über
St. Ilgen uud der andere über das Becken von Aflenz und Seewiesen abermals an die
Südabstürze des Gebirges heranreicht. In einem großen Bogen umfangen diese beiden
Gräben das gegeu Südeu vortretende Platean der Mitteralpe nnd Fölz, um einander
am Fuße der Schwabmauer, dort wo das felsenreiche Trawiesen-Thal nnd die Hochkare
der Dullwitz am höchsten emporreichen, mit ihren obersten Anfängen zn berühren.
Gleichwie im Westen der Prebühel, so bildet hier im Osten der Straßenzug über den
Seeberg die Grenze des Gebirges. Er führt von Seewiesen an dem denkwürdigen Herren-
sitze Brandhof, dem einstigen Lieblingsanfenthalt Erzherzogs Johann, vorbei über Gußwerk
iu das Becke» von Maria-Zell am Oberlauf der Salza. Bei einem auf einsamer Höhe
stehenden Kirchlein erschließt sich das mattengrüne, von vielgestaltigen Bergen umschlossene
Thal, in sanften Wellen ansteigend zur Wasserscheide gegen den Erlafsee. Mitten in dieser
friedlichen Landschaft lagert auf sonniger Lehne der vielbesuchte Gnadenort »iit seiner
herrlichen, reiche Schätze bergenden Kirche als Mittelpunkt des eigenartig bunten
Verkehrs vieler Tausende von frommen Pilgern.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch