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Wirthshaus. Der Proles, der Hohe Student, die Wildalpe und der Roßkogel schließen
das Thal ein. Linkerhand her kommt geschäftig der Freinbach gerieselt, die Mürz fließt
rechts aus einem langen Waldthale, wo sie unter dem Namen „die kalte Mürz" eine
Strecke die Grenze bildet zwischen Steiermark und Niederösterreich. Doch hält sie sich an
die steirische Seite; sie entspringt im Norden des mächtigen Schneealpenstockes, den sie in
einem großen Rund umkreist. Während der Mürznrsprnng im nördlichen Gewände der
Schneealpe in gerader Linie kaum mehr als eine Stunde von dem südlich des Berges
gelegenen Neuberg entfernt ist, muß der Fluß einen acht Stunden langen Umweg machen,
bis sich das Neuberger Cistercienserstistsgebäude in seinem Grnnde spiegeln kann.
Steigen wir schließlich vom Mürznrsprnng vollends zur Höhe der Schneealpe
hinauf, so wundern wir uns, über den grausen Felshängen so weite grüne Almen zu
finden. Da oben gibts wieder Berg und Thal, von denen man hernnten nichts weiß; in
den Thalmatten, die freilich weder Baum noch Strauch haben außer den Geziermen, aber
viel süßes Gras, liegen ganze Dörfer von Schwaighütten. Auf den Kämmen und Kuppen,
über Steinkaren, in denen oft auch zur Hochsommerszeit noch Schnee liegt, haben die
Winde die schwarze Erde aufgewühlt; das Steinnelkchen, das Alpenglöckchen, der Eisenhut,
sie zittern vor den Stürmen, aber gehen nicht zu Grunde. Auf dem höchsten, gegen
2.000 Meter hohen Punkt der Schneealpe, dem Windberg, stehen wir still und schauen
noch einmal hinein in die schöne Steiermark. Wir überblicken das ganze Gebiet der Mürz,
sehen, wie diese sich in großen Windungen dahiuschläugelt, in ihrem oberen Laus von
Hochgebirgen umringt, weiter draußen zwischen waldreichen Bergen sonniges Gelände
befruchtend, fleißige Gewerkschaften betreibend und in ihren klaren Wellen blühende Ort-
schaften spiegelnd. — Gesegne dich Gott, du trautes Thal der Mürz!
Das Murtbal von j)redlitz bis Bruck.
An der Arlscharte gabelt sich die Kette der Centralalpen in zwei Äste, welche den
salzburgischen Lnngau umranden und nördlich und südlich der Mnr den Boden der Steier-
mark betreten. Der Nordast trägt den Namen steirische oder niedere Tauern; diese erheben
sich in dem mächtigen Grenzpfeiler des Hochgolling zu 2.863 Meter, ziehen östlich als
Wasserscheide zwischen Enns und Mur über die Waldhornspitze (2.700 Meter) zum
Hohenwart (2.361 Meter) uud von da in entschieden nordöstlicher Richtung zum großen
Bösenstein (2.449 Meter); dessen östliche Ausläufer senken sich zu dem Hohentanernpasse
(l.265 Meter) ab, über den die fahrbare Tanernstraße von Jndenbnrg durch das Pöls-
thal nach Trieben in das Thal der Palten führt. Jenseits dieses Straßenzuges, östlich
von demselben, steigt der Nordast noch einmal zu einem mächtigen Gebirgsstocke, der
Steiermark. 3
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch