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sich heutzutage fast ebenso spröde noch gegen das Nachbarland verhält wie damals, da es
ein selbständiger Gan war. Über etliche putzige Redewendungen, wie: „Js eh recht!" — „Js
van Ding!" — „Öppa schon" hinaus dürfte sich die Aneignung überhaupt nicht erstrecken.
Der alte Merian bemerkt, daß man in Obersteier „etwas subtiler" ' deutsch rede als im
Salzburgischen und Baierischen. Dieses Lob ist nicht recht greifbar, denn das Obersteirische
klingt eben nicht fein, klingt beispielsweise lange nicht so leutselig und zutraulich als das
kärntnische Deutsch; es ist eher wortfaul, klobig, holzschnittartig im Humor und von einer
Nachdrücklichkeit im Tonfall, die selbst in gleichgiltigen Fällen sich oft wie übellaunig,
meisternd und polternd ausnimmt. Von diesem obersteirischen Schlag ist vorwiegend
sogar die landeshanptstädtische Redeweise.
Über Pütten nnd Aspang weht von altersher viel österreichischer Wind ins Land.
Diesseits des Wechsels kann man Reden auffangen, wie: „Du geahst ja schon völli mit
an Stecka" — „'s Wagerl hau i brocha" — „i geh Kirra oder Kircha" — „Wocha" uud
„Wötta". In den vormärzlichen Tagen konnte sich die Dialeetkunst eines Castelli, Klesheim
uud Hans Jörgel sogar in Graz als steirisch aufspielen, wogegen sich allerdings bald
das Hitzendorfer'sche als „ursteirisch" auflehnte. Wenn also hier Niederösterreich tief
einschneidet, so ist anderseits nicht zu leugnen, daß um den Schneeberg und die Naxalpe
die steirische Zuuge vorkliugt.
Wir haben also zunächst die Theilung unseres Sprachgebietes iu die beiden mund-
artlichen Hanptgrnppen und sonach eine ausreichende Landesgrenzbegehuug vorgenommen.
Nunmehr wollen wir nns da und dort, auf besonders classischem Boden die Sprechweise
des Volkes vernehmlicher ans Ohr klingen lassen. Südlich reicht die deutsche Sprache, als
nndnrchsetzt, bis an den Posruck und die Windischen Bühel, beziehungsweise bis an die
Dran uud die untere Mur.
Was Untersteier betrifft, so ist, wie schon vor zweihundert Jahren geschrieben
wurde, „dieses zu merckeu, daß man mehrertheils Teutsch in den Städten, aufs dem Land
aber Wiudisch oder Selavonisch redet, wiewol vor Gericht in Teutscher Sprach gehandelt
wird, auch die Landesfürstliche Befelch in selbiger ausgehen".
Wenn wir nun vom Posruck aus gegen das Hochland vorrücken — die deutsche
Besiedlung hat deu entgegengesetzten Weg eingeschlagen —, so stoßen wir zunächst auf
den weiche«, zumeist mit Doppellauten geschwängerten S ü l m er Dialeet. Gleichgiltig, ob
wir ihn in „Eibaschwoal", „Wis", „Gleistötten" oder sonstwo bis „Lanschber" oder
„Leimaz" (wie der „Ursteirer" die Ortsnamen spricht und schreibt), ob wir ihn im Krug,
anf dem Marktplatz, in der Gerichtsstnbe, an der Kegelpudel oder im „Schwoagwald"
' Nach Joh. Elias Meichsner 1537 heißt „subtiler" reden soviel als „mit ringerer Arbeit nßsprechen".
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch