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belauschen: er überrascht uns überall als ein warmes, fast schwüles Tongemälde von
gebrochenen Farben, darin nicht einmal das n durchwegs einfach und tief schattet. Und zu
der Schwellung der Selbstlaute gesellt sich noch eine lässige Verwendung der Mitlaute.
Erst allmälig findet sich der Zuhörer aus dem Oberland soweit zurecht, daß er dem
Redefluß Einzelnes entnehmen kann. „Don Söippl!" — Hei? — „Ma'st Köglaussötzn?
kria'st a Söichserl." — Jai-jä! Und der so den Buben herbeirief, „scheibt" bald alle Nenn,
bemerkt aber bescheiden, den Beifall der „Unsern" ablehnend: „Ejä, ollewal hon i's nötta
gwis ä." Gleichzeitig muß der Eine „gian Kiirchn" und macht sich ein Anderer über sein
„Eissn" her. Ein Dritter betheiligt sich deßhalb nicht am Spiel, weil er nicht „Sseit" hat,
ein Vierter trinkt sein „Biair" aus, ein Fünfter findet den Laden um eine „Khlonfter" zu
lang, ein Sechster scheidet mit dem Gruße: „Sou, psüat eanan Gont!", während ein
Siebenter, wiewohl „gach a Röiguwuischt niadageat", abfahren will und den Kellnerjungen
fragt: „Franzl, hwo is denn der Haus-Knöicht?" Nichtsdestoweniger „is's jai wnl anf
und auf däitsch" bis „Doubl", wo gerade eine Pserdeschan anberaumt ist und der Platz-
wirth seine „Diochter" verheiratet. Daß man ins „Ta'werch" geht, seinen „O'stgarten"
bestellt, die „Zeitan'" liest, beim „Schmie'" sein Pferd beschlagen läßt und sich getröstet,
daß man gesund „vablei'", versteht sich von selbst. Zum Steirerabeud kommt man „hüsch
nutz in da oasochn Tracht oder in steirischn Klüftl, wias liaber mig 's '"; den Weiberleuten
ist ein Geschenk zugedacht, „wos lanta dos is", wird aber noch nicht verrathen. „Osat"
findet sich für „Desen", Holzgefäß; „Jslet" für Kehricht, uud so wäre des Sulmthalerischeu
noch lange kein Ende.
„Won enk da Duascht thuat Plagn,
Daß 's glabt's, ^ös müaßt's varazägn,
Ast denkt's nar an das Schilchathäl
Zwisch'n Ligist und Eibischwol."
Inmitten dieses tröstlichen Schilcherlandes liegt der Sta inzerboden mit dem
wohlbesiedelten R o s e n k o g e l . Ein kräftiges, hochgewachsenes Geschlecht bewohnt die
Gegend; die Männer zeigen sich bei der Arbeit häufig barfuß oder gehen im „Zo(r)gl-
fchnach" einher und tragen die „rupfani Pfoad", die „blobdrncktn Honsn" und das
unerläßliche „Fürschti"?. Was dem Zugereisten sofort in der Sprechweise der Eingebornen
auffällt, ist das ungebrochene helle a, wo für solches im Bajuvarischeu kein rechter
Anhaltspunkt ist, und das hier als an der Schwelle des Hochlandes zuerst massenhaft auf-
tretende rsch. Realitätenbesitzer Hans Wolfbauer in Stainz hat den „Staanzabnam"
trefflich besungen, und als Dialectprobe seien hier einige Strophen dieses volksthümlichen
' mögts. - Fürtuch.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch