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Der Übergang der hellen Complexion in die dnnkle erfolgt, wie nachstehende
Zahlen lehren, ziemlich rasch. In der Volksschule sind 56 Procent der deutschen Kinder
lichthaarig, in der Mittelschule nur mehr 47 6 Procent nnd unter den Erwachsenen ist,
wie auf deu ersten Blick auffällt, der Procentsatz der Blonden bei weitem noch tiefer
herabgesunken. Leider liegen über die Augen- und Haarfarbe der Erwachseneu keine
bestimmten Aufzeichnungen vor. Die Vertheilnng der Blonden und Brünetten ist keine
gleichmäßige, sondern wechselt nach Bezirken. So zeigt beispielsweise ein Bezirk der
mittleren Steiermark (Voitsberg) neben 445 dunkelhaarigen 555 blonde Schulkinder,
dagegen ein anderer (Kirchbach) neben 289 brünetten die hohe Ziffer von 711 blonden.
Ähnliche Resultate ergab die Uutersuchuug der Augenfarbe.
Gleich der Augen- und Haarfarbe erbringt auch die Variabilität der Schädelform
deu Beweis dafür, daß sich die Deutschen Steiermarks aus mehreren Volkselementen
heranskrystallisirt haben. Man findet unter der neuzeitigen steirisch-deutscheu Bevölkerung
die verschiedensten Schädelformen, unter welchen sich aber zwei: eine kurz-, beziehungs-
weise breitköpfige (brachykephale) und eine lang-, beziehungsweise schmalköpfige (dolicho-
kephale) in den Vordergrund drängen. Die knrzköpsige Form zeichnet sich durch nachstehende
Eigenschaften aus: der Schädel ist in der oberen Ansicht kurz und breit und im Profil
mittelhoch; letzteres zeigt auch deutlich, daß die Verkürzung vorwiegend den hinter der
Ohröffnung gelegenen Theil der Hirnschale betrifft, deren Hintere Wand nebenbei bemerkt
mehr abgeplattet ist. Das Gesicht ist nach der Beobachtung am Lebenden zumeist lang nnd
oval, da die Backenknochen nicht nennenswerth ausladen. Die Nase ist gerade und tritt
stark vor, das Gesichtsprofil springt wenig vor, fällt vielmehr von der Stirne gegen die
Zähne ziemlich senkrecht ab (Orthognathie). Am Skelet findet man die Augenhöhlen-
eingänge bei den meisten weit geöffnet, den Eingang in die Nasenhöhle lang und schmal.
Nicht selten aber stößt man auf Fälle, in welchen die eben genannten Theile verkürzt und
verbreitert erscheinen, welche Eigenthümlichkeiten zumeist mit einem gedrungenen Ban des
Gesichtsskeletes combiuirt erscheinen. Bei der langköpsigen Form ist der Schädel in der
oberen Ansicht lang und schmal und im Profil mittelhoch. In dieser Ansicht gewahrt man
anch, daß die Verlängerung der Hirnschale wieder vorwiegend den Theil betrifft, der sich
hinter der Ohröffnung befindet, und daß dessen Hintere Wand stark gewölbt ist. Das
Gesicht ist meist lang und schmal, zuweilen aber, wie anch bei den Knrzköpfen kurz, relativ
breit uud vorspringend (prognath); diesfalls sind die Augenhöhleneingänge nnd die äußere
Nafenöffuuug niedrig und breit. Unter den Langköpfen hat man überdies eine mäßig
dolichokephale (mefokephale) — Länge: Breite —100:75 1 und darüber bis 100:79 9 —
Form vou der eigentlichen dolichokephalen — Länge: Breite —100:75 1 und darunter —
zu unterscheiden. Innerhalb der letzteren Form befindet sich eine Gruppe vou Schädel«,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch