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ausschließlich das germanische Element darstellen, was im Übrigen bezweifelt werden darf,
dann würde allerdings nur mehr wenig unvermischtes germanisches Blut iu den Adern
der modernen deutschen Bevölkerung Steiermarks rollen.
Die Slovenen der Steiermark bilden gleichfalls ein Mischvolk. Auch unter de»
Sloveueu macht sich neben dem brünetten Typus ein blonder geltend; letzterer ist häufiger
bei de» Kindern, ersterer bei den Erwachsenen und die Umwandlung der hellen Complexion
in die dunkle vollzieht sich ähnlich rasch wie bei den Deutschen. Unter den slovenischen
Kindern überwiegen aber doch im Allgemeinen die dunkelhaarigen und blauäugigen, zum
Unterschied von den deutschen, bei denen hingegen mehr blondhaarige vorkommen. Diese
Verhältnisse haben jedoch nur als Ganzes genommen Geltung, deun im Einzelnen finden
sich für manche deutsche und sloveuische Bezirke beinahe die gleichen Werthe. So zeigt
z. B. der sloveuische Bezirk Rann ebensoviele Blonde und Brünette wie der deutsche Bezirk
Oberwölz. Aus letzterem Verhalten den Schluß zu ziehen, daß hier eine Germanisation
von Slaven vor sich gegangen sei, ist gewagt; die Umwandlung der hellen in die dunkle
Complexion scheint vielmehr dafür zu sprechen, daß die Slovenen, gleich den Deutschen,
die Abkömmlinge einer ursprünglich durchwegs blond gewesenen Race darstellen, da das
Durchschlagen der lichten Complexion unter den slovenischen Kindern gewiß nicht anders
als bei den deutschen Kindern gedeutet werden kann.
Auch die Variabilität der unter den Slovenen vorkommenden Schädelformen ist der
Anschauung, daß die Slovenen ein Mischvolk bilden, günstig. Es treten auch unter den
Slovenen die verschiedensten Schädelformen auf, die aber, nach dem Verhältniß der Länge
zur Breite geordnet, der großen Mehrheit nach in die Gruppe der Kurzköpfe raugireu. Die
Kurzköpfe gruppireu sich ferner in zwei Reihen, in eine mit der deutschen Brachykephalie
übereinstimmende und in eine zweite, die durch bedeutendere Höhe der Hirnschale nnd den
eigenthümlichen Ban des Gesichtsskeletes ausgezeichnet ist. Das in vielen Fällen breite,
gedrungene, proguathe Gesichtsskelet zeigt öfter als bei den Deutschen niedrige Augen-
höhleneingänge, vorspringende Backenknochen, weit abstehende Jochbrücken, breite, gerundete
Zahnladen, einen an der Wurzel sattelförmig eingezogenen, im Übrigen aber vortretenden
Nasenrücken und eine kurze, weitgeöffnete äußere Nasenöffnung. Dieselbe Bildnug kommt
wohl auch uuter den Deutschen vor, doch seltener als unter den Slovenen und scheint dnrch
Kreuzung ans die ersteren übergegangen zu sein. Die unter den Sloveueu vorkommenden
Langköpfe schließen sich den deutschen Mesokephalen an, zeigen aber häufiger den
gedrungenen Bau des Gesichtsskelets. Eigentliche Langköpfe finden sich äußerst selten
uud die als Reihengräbertypus beschriebene Form scheint vollständig zu fehlen. Unter
425 steirischen Slovenen fand ich: 79 5 Procent knrzköpfig, 20 5 Procent langköpfig
(mesokephal), Procentsätze, die mit den für die Deutsche» gewonnenen Werthen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch