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(gestorben 1147) zu den steiermärkischen Ottokaren in den freundschaftlichsten Beziehungen,
und gerade dieser gewaltige Kirchenfürst, welcher allerdings den Clerns seiner Diöcese mit
aller Strenge beherrschte, war den poetischen Bestrebungen durchaus nicht abhold, vielmehr
bezeugt ein Zeitgenosse, der Propst Gerhoch von Reichersberg, daß zur Zeit Konrads das
Lob Christi in deutschen Liedern gesungen wurde. Es geschah dies zu einer Zeit, da
deutscher Gesang in geistlichen Kreisen noch als etwas Unerhörtes galt, und wenn auch
weitere Nachrichten hierüber nicht vorliegen, so läßt sich doch schließen, daß Erzbischof
Konrad auf die Ausbildung der Poesie in deutscher Sprache im Umfange seines weiten
Gebietes von einem bestimmenden Einflüsse gewesen. Zu diesem Gebiete gehörte aber ein
großer Theil jenes Landes, das wir heute Steiermark nennen.
Daß die Gründung von Klöstern und Abteien, in denen ja Wissenschaft und
Literatur ihre vorzüglichsten Pflegestätten fanden, zu einer Zeit, als noch das rauhe
Kriegsleben alle Bestrebungen beherrschte, für die Entwicklung der lateinischen wie der
deutschen Literatur ein besonders mächtiges Förderuugsmittel war, zeigten die Erfolge
kurze Zeit nach der Begründung der noch heute berühmten hervorragendsten Stifter des
Landes wie in anderen Gebieten, so auch auf steirischem Boden. Schon im Jahre 1074
unter Ottokar III. wurde wieder durch die eifrige Thätigkeit eines Salzburger Erzbifchofs,
des heiligen Gebhard, das Benedictinerstift Admont gegründet, im Jahre 1096 folgte die
Errichtung von St. Lambrecht, 1129 diejenige des Klosters Renn (Rein) und 1163
erstand Borau; der Name des letzteren Stiftes wurde gerade in unserem Jahrhundert
durch die daselbst gemachten Funde altdeutscher Dichtungen ein vielgenannter und er ist
seitdem für immer mit der Geschichte unserer älteren Literatur verknüpft. In Borau war
es, wo der Fund einer Handschrift, jener berühmten Reimchronik aus dem XII. Jahr-
hunderte, gemacht wurde, die unter dem Namen der Kaiserchronik vorliegt, das alt-
römische mit dem deutschen Kaiserthum verbindet und im Zusammenhang mit Legenden
und Heiligenerzählungen im Geiste der Zeit eine chronistische Darstellung in edler Sprache
bietet. Aber noch andere alte Denkmäler deutscher Poesie hat uns die Wachsamkeit der
Vorauer gelehrten Mönche bewahrt, die Bearbeitung der Bücher Moses, des Lebens Jesus,
eine Darstellung der Schöpfung und verschiedene andere Stücke älterer geistlicher Dichtung
sind in den uralten Handschriften daselbst erhalten. Aus dem Stifte St. Lambrecht ist der
Fund jener Reihe von Gebeten, welche die Literaturgeschichte unter dem Namen von
Heinrichs Litanei kennt, zu verzeichnen, Psalmeniibersetznngen und einige Handschriften
mit Gedichten des Heinrich von Mügeln bot das Cistercienferstift Rein und zahlreiche
Mauufcripte aus späterer Zeit, insbesondere Aufzeichnungen von dramatischen Produkten,
von Liedern und Gebeten in Adniont zeugeu von dem geistigen Streben und Schaffen
dieses Klosters.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch