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begegnen wir mitnnter jenen Fehlern, welche auch die Dichter der Wiener Schule nicht
vermieden haben: unreinen Reimen, geschraubten vder platten Wendungen zu Guusteu des
Reimes uud ähnlichen Mängeln, von denen anch Kalchberg nicht frei ist.
Im XIX. Jahrhundert haben die drückenden Censurverhältnisse auch auf deu
Werken der Dichtkunst schwer gelastet, schwerfällige Oden, tändelnde Liebeslieder oder
laugathmige Balladen ohne besondere Kraft und Anschaulichkeit der Darstellung begegnen
uns in manchen Sammlungen. Eine solche Sammlung „Gedichte" gab M. Lubi im
Jahre 1804 in Graz heraus. Einen Centralpnnkt für die heimischen Talente bildete die im
Jahre 1812 begründete Zeitschrift: „Der Aufmerksame", welche nicht weniger als 46 Jahre
lang, eine Reihe von Jahren hindurch mit dem veränderten Titel „Stiria", fortgeführt
wurde. Ihr Redacteur Jgnaz Kollmann ist selbst als dramatischer und lyrischer Dichter
aufgetreten, er bearbeitete zahlreiche Stoffe aus der Geschichte und Sage des Landes,
verfaßte einige allerdings mehr lyrische Dramen und das Schauspiel „Erzherzog Karl",
welches großartig ausgestattet im Jahre 1833 zu Graz und Wien zur Aufführung gelangte.
Im „Aufmerksamen" hatte auch der hochbegabte Julius Franz Schneller seinen
schönen Sonetteneyclns: „Weiblichkeit" zuerst veröffentlicht. Schneller war längere Zeit
Professor der Grazer Universität, er spielte eine Rolle in dem literarischen Salon des
Grafen von St. Leu, Ludwig Bonapartes, des einstigen Königs von Holland, welcher in den
Jahren 1811 und 1812 viele geistig hervorragende Männer in Graz nm sich versammelte
und selbst literarisch thätig war. Unter den Gedichten dieser Zeitperiode sind auch jene
Josef (Freiherr) von Hainmer-Purgstalls zu erwähnen, dessen 1845 erschienener Roman:
„Die Galleriu auf der Riegersburg" das umfangreichste und werthvollste historische Dicht-
werk genannt werden muß, welches Steiermark aufzuweisen hat. Ein Talent, das berufen
gewesen wäre, noch Bedeutendes zu leisten, war Johann Georg Fellinger, der Dichter
kräftiger Kriegslieder, welchen man auch den „Körner" Steiermarks nennen hörte; er fiel
leider seinem militärischen Berufe schon mit 35 Jahren, 1816, zum Opfer. Zu den
begabteren Lyrikern gehörte Hyacinth Edler von Schulheim (1815 bis 1875), dem auch
einige hübsche Übersetzungen slovenischer Volkslieder zu verdanken sind. August Maudel
hat mehrere heimische Stoffe geschickt in Balladenform bearbeitet, Josef Hoffbauer die
Naturschönheiten der Steiermark im Liede gefeiert. Um dieselbe Zeit weilte auch Johauu
Gabriel Seidl ein Decenninm lang in Steiermark nnd die schönsten seiner Gedichte und
Balladen aus den „Bisolien" sind daselbst entstanden, sowie er auch „Junerösterreichische
Volksweisen" sammelte. Erwähnung verdienen noch die Lyriker A. F. Draxler, F. von
Aschauer, Clementine Freiin von Fürstenwärther, Victor Käfer, M. Vehovar und Jakob
Dirnböck, der Verfasser des zum Volks- und Nationalliede in Steiermark gewordenen:
„Hoch vom Dachstein an". Der überaus fleißige Rudolf Gustav Puff (1808 bis 1865) ist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch