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der Gemächer, der große Rittersaal, dessen freskengeschmückte Decke (Hofmann als Apollo)
auf einer monolithen Säule aus Salzburger Marmor ruht, herrliche Thürportale aus
Holz und Stein zu erwähnen, endlich die unter dem Abt Urban von Admont 1629
in schönem weißen Kalkstein ausgeführte Hofarchitektur. Nur einige Meilen von Seckan
entfernt erhebt sich hier, 37 Jahre nach Vollendung des barocken Manfolenms, noch ein
Bau in der reinsten Renaissance.
Im Jahre 1596 tritt in Graz ein Künstler auf, welcher als Hofmaler, Architekt
und Festungsbaumeister eine seltene Vielseitigkeit entwickelte, nämlich Giovanni Pietro de
Pomis. Er wandelte neben den noch lebenden Schülern de Lalio's, die der strengen
Observanz angehören, seine eigenen Wege, denn er ist Barockmeister durch und durch.
Sein Hauptwerk als Architekt ist das Mausoleum Ferdinands II. in Graz, an welchem er
von 1614 bis zu seinem 1633 erfolgten Tode baute. Dicht neben der Domkirche, an Stelle
der ehemaligen romanischen Katharinenkapelle stehend, zeigt das Mausoleum die Form
des lateinischen Kreuzes. Lang- und Querschiff sind mit Tonnen gewölbt, auf der Vierung
erhebt sich eine Kuppel. Das südliche Querschiff endet in einen elliptischen Anbau mit
einer zweiten größeren Kuppel, unter dem die eigentliche Gruft sich befindet. Die ganz in
Quadern ausgeführte Hauptfa^ade ist nach Art der Triumphbogenarchitektur mit vier
jonischen Halbsäulen, an dorische verkröpfte Pilaster sich anlehnend, gegliedert, deren
Gebälk von einem geradlinigen Giebel abgeschlossen ist, der seinerseits wieder von einem
kolossalen Segmentgiebel umrahmt wird. Dieser letztere, mehr noch aber ein auf Seite des
Domes stehender halbkreisförmiger Giebel lassen erkennen, daß auch der in Lodi geborene
Peter de Pomis seine Studien in Venedig machte. Die malerische Baugruppe mit der
opulenten, mit Statuen und Gemälden geschmückten Facade, den zwei, von hohen Laternen
gekrönten Kuppeln, dem großen seitlichen Rundgiebel, dem hohen kreisrunden, hinter der
Abside postirten Thurme bildet in seiner Art ein Unicum in Deutschland. Die
Conception ist durchaus malerisch und läßt die Hand eines Künstlers erkennen, der in
erster Liuie Maler ist. Die architektonischen Formen sind barock, theilweise überladen
angeordnet, aber der architektonische Grundgedanke tritt trotzdem überall zu Tage. Die
unterirdische Gruftkapelle ist mit delicat ausgeführten Stucchi geschmückt, deren Entwurf
noch vom Erbauer herrührt, während die Ausschmückung der oberen Kapellen erst Ende
des Jahrhunderts erfolgte.
Bevor wir die Werke der italienischen Barockmeister in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts betrachten, für die Peter de Pomis in seinem Mausoleum tonangebend
wurde und welchen wie ein Vorläufer Alefsaudro de Verda schon im letzten Viertel des
XVI. Jahrhunderts voranging, sei es gestattet, einen Blick auf die deutschen Künstler zu
werfen. Es wurde bereits constatirt, daß vor der Invasion der italienischen Architekten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch