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romanischen Periode bekannt, welches allerdings durch die Größe seiiier Dimensionen
imponirt, nämlich das neun Meter hohe Christofbild am Schloßthurm zu Baierdorf
nördlich von Mnran. Bei dem Umstände, daß in Steiermark sehr wenige Christofbilder
in Fresco selbst aus der gothischen Periode erhalten sind, müßte man fast Bedenken
tragen, das genannte Werk in das Xlll. Jahrhundert zu versetzen, wenn nicht die außer-
ordentlich primitive Auffassung, welche den himmlischen Cyclopen fast wie einen Unhold
erscheinen läßt, besonders aber die das Bild einfassende Bordüre in Form eines aus-
gesprochen romanischen Blattwerkes jene Zeit oder mindestens die des Überganges vom
romanischen zum gothischen Stil bestimmen würden. Die plastischen Werke dieser Periode
beschränken sich auf ein hölzernes Crucifix in der Gruft des Karners zu Aflenz, das in
seiner ernsten Strenge und mit den langgedehnten Falten des großen Lendentuches ans
das XII. Jahrhundert hinweist, und das berühmte Wallfahrtsbild zu Maria-Zell, eine
Madonna mit dem Kinde, für gewöhnlich der näheren Betrachtung entzogen, da Mutter
und Kind mit goldgestickten Gewändern bedeckt sind.
An gothischen Malereien ist die Hauptstadt Graz ziemlich reich. Beginnen wir
mit den Fresken an der Außenseite des Domes, so ist zunächst das sechs Meter
lange höchst interessante Gemälde der Südseite, zwischen 1480 und 1490 gemalt, zu
nennen. Es schildert in gedankenvoller, großartiger Composition die Heimsuchung der
Stadt durch Pest, Türkennoth und Heuschrecken im Jahre 1480. In der Mitte die heilige
Dreieinigkeit (dargestellt durch drei jugendliche Gestalten), Gott Vater gegen die sündige
Menschheit die Blitze schleudernd, links vom Throne knieend die Fürbitte einlegende heilige
Jungfrau, rechts Johannes der Täufer, dauu die Apostel, die Erzväter und Hauptheiligen
des Himmels. Unter dieser himmlischen Scene sind die Mächte der Erde zur Anschauung
gebracht: der thronende Papst, St. Franciscns und die verschiedenen Grade der Geistlich-
keit, St. Dominicns und die Laienwelt bis herab zum Handwerker und Bettler — Alles in
lebhafter Bewegung. Endlich ganz unten die drei Darstellungen des Türkenkrieges, der
Heuschrecken uud der Pest. Der Künstler dürfte ein Deutscher sein, der seine Studien in
Italien machte, denn italienisch ist der das Ganze durchwehende dogmatische Zug, die
Gegenstellung der Heiligen Franciscus und Dominicns, ein Thema, das in der deutschen
Kunst nie populär war, endlich die Composition in technischer Beziehung, so daß nur ein
Künstler, der die italienischen Dominicaner-Fresken stndirte, unser Werk geschaffen haben
kann. Ein anderes Fresco an der Westseite des Domes, das sogenannte Eggenberger Bild
„Maria-Schutz" darstellend, als Votivbild zum Andenken des 1448 verstorbenen Ulrich
von Eggenberg gemalt, fiel der Restauration des Domes im Jahre 1885 zum Opfer, da
es bereits so schadhast war, daß es nicht mehr erhalten werden konnte. Ein drittes, an der
Chorseite, wurde im selben Jahre bei Entfernung eines Epitaphiums bloßgelegt. Es stellt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch