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Ob die aus der Mitte des XV. Jahrhunderts stammenden fünf Flügel des schönen
Altarwerkes in Pettan, welche in der Technik an das Grazer Dombild erinnern, aber in
mehreren Zügen, z. B. den krebsrothen Engelsköpfen, direct auf Italien hinweisen, in
Steiermark entstanden sind, läßt sich nicht bestimmen.
Zwischen 1495 und 1499 entstanden die von Johann Schörndl gemalten Fresken
im Chor der Kirche zu Niederhofen im Ennsthale, welche nach 1499 von einem Admonter
Mönch fortgesetzt und abgeschlossen wurden. Die Gemälde wurden 1884 unter der Kalk-
tünche entdeckt, dann bloßgelegt und dnrch Vermittlung des Fürsten Hohenlohe von
dem Wiener Künstler Probst restanrirt, wobei allerdings das nicht mehr Auffindbare
durch völlige Neumalung ersetzt wurde. Dennoch beanspruchen diese Wandbilder das
größte Interesse, denn sie sind das einzige Beispiel eines vollständig gemalten Chores aus
der gothischen Zeit in Steiermark. Wir finden auf den 24 Kappen des Gewölbes die
Hauptscenen aus dem Leben der heiligen Maria, an den Wänden größere Compositionen
aus dem alten und neuen Testament, eine Welt von Gestalten, welche den Ursprung des
Christenthums, das Erlösungswerk, das Leben der Kirche und der Auserwählten des
Himmels zur Anschauung bringen. In manchen Darstellnngen ist eine rührende Naivetät
vorherrschend, in manchen wieder, wie z. B. im Kindermord, gelingt es dem Künstler, sich
zu hohem dramatischen Ausdruck emporzuschwingen. Aus derselben Zeit stammt ein
originelles Holztafelbild in der Spitalskirche zu Obdach, welches den heiligen Florian und
Kaiser Friedrich III. nebeneinander stehend, jeden mit einem Heiligenschein darstellt —
ersteren als Beschützer gegen Feuersgefahr, letzteren, der die Stadt Obdach befestigte, als
Beschützer gegen die Türkennoth (siehe Seite 117). Schließlich nennen wir noch das schöne
Rottal'sche Votivbild in der landschaftlichen Galerie zu Graz von 1505, die Madonna
mit dem Kinde, umgeben von der heiligen Katharina und Barbara und zwei Fraueu im
Costüm der Zeit. Die reich drapirteu Gewänder, welche in scharf gebrochenen Falten sich
am Boden ausbreiten, die eckigen, mageren Formen des Kindes, die blassen Gesichter mit
grauen Schatten weisen ans einen Künstler hin, der mit der Schule Martin Schonganers
zusammenhing. An Glasmalereien finden sich schöne Reste im Lande, so in der Leechkirche,
in den Kirchen Maria-Waasen in Leoben, St. Walburg bei St. Michael, Magdalena in
Judenburg, in der Schloßkapelle zu St. Lambrecht und in der Breitenau, in letzterer das
in der Kunstgeschichte berühmt gewordene Fenster, in welchem Herzog Albrecht III. mit dem
Zopf und seine beiden Frauen dargestellt sind, aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts.
Von Werken der gothischen Plastik sind zunächst die Steingußgruppen: eine
PietÄ und eine Madonna mit dem Kinde in der Stiftskirche zu Admont zu nenueu, welche
früher legendarisch dem heiligen Thiemo, Bischof zu Salzburg, zugeschrieben, in neuerer
Zeit aber als Werke aus dem Ansang des XIV. Jahrhunderts festgestellt worden sind
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch