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Von dieser Zeit an tritt in der Malerei Steiermarks ein merkwürdiger Stillstand ein,
eine Pause, die in Graz nur durch einige handwerksmäßige Maler unterbrochen wird, welche
sich mit Bemalen der Holzdecken in den Neubauten der Burg und des Landhauses befaßten.
Unter diesen Verhältnissen darf es uns nicht Wunder nehmen, wenn die Prinzessin Maria,
Tochter des durch seine Kunstsammlungen berühmten Herzogs Albrecht V. von Baiern,
welche 1571 als Gemaliu Karls II. nach Graz kam, in Briefen an ihren Bruder wiederholt
darüber klagt, daß in Graz Niemand sei, der ein gutes Gemälde anzufertigen verstehe.
1579 ließ Hofmann, der kunstsinnige Besitzer von Strechau, die Deckenbilder in der
Kapelle des Schlosses anfertigen, zu welchen er offenbar einen italienischen Meister
gewonueu hatte. Diese kleine Decke zählt zu den köstlichsten Werken, welche wir diesseits
der Alpen besitzen. An den Ecken befinden sich vier Tugendfiguren in Stnceo, in einund-
zwanzig Feldern Scenen aus dem alten und neuen Testamente gemalt, dazwischen
Bibelsprüche mit reizenden Grotesken abwechselnd. Das Figurale, besonders das Nackte,
ist mit großer Empfindung und Delicatesse und mit miniaturartiger Feinheit behandelt.
Wir kennen leider den Namen des Malers nicht, können aber eine Verwandtschaft mit
den Grotesken des Bernardino Poceetti im Corridor der Uffizien zu Florenz constatiren.
Erzherzog Karl II., die zur Zeit seines Regierungsantritts bestehende Lücke im
Kunstleben seiner Vaterstadt erkennend, berief 1575 den kaiserlichen Hofmaler Giulio
Licinio, den Neffen und Schüler Pordenoues, zur Anfertigung eines Porträts seiner
Gemalin nach Graz und beauftragte ihn, für die Hofkapelle der Burg ein Altarbild zu
malen. Dasselbe stellt deu „Leichnam Christi von Engeln bedient" vor und befindet sich
heute im Dome zu Graz. Für deu malerischen Schmuck des Mausoleums zu Seckau berief
der Erzherzog 1587 den Mantuauer Maler Teodoro Ghigio, welcher die Fresken der
Decke und die Ölgemälde am Altar, au Wänden und Pfeilern ausführte, von denen
die vier Evangelisten sich durch schöne, charaktervolle Köpfe, durch den in edlen Linien
gehaltenen Faltenwurf und durch besonders ausdrucksvoll gemalte Hände auszeichnen.
Nach dem Tode des Erzherzogs im Jahre 1590 setzte seine Witwe Maria die künst-
lerischen Bestrebungen des Gatten fort. Sie ließ von dem Gesandten in Spanien, Grafen
Khevenhiller, zahlreiche Kunstgegenstände, Gemälde, Statuen, Hansaltärchen, Reliqniarien,
Pruukgefäße, orientalische Teppiche n. s. w. in Madrid ankaufen, ließ vom Grafen
Attimis zu Faenza Majolikageschirr, durch ihren Sohn Ferdinand in Venedig kostbare
Seiden- und Goldstoffe und Gemälde erwerben und bereicherte damit die Kunstkammer
der Burg. Sie wird es auch gewesen sein, welche 1596 den bei Erzherzog Ferdinand in
Tirol beschäftigt gewesenen Peter de Pomis nach Graz zog, im selben Jahre, als Ferdinand
die Regierung der innerösterreichischen Lande antrat. De Pomis, den wir bereits als Bau-
meister kennen, entwickelte als Hofmaler des jungen Erzherzogs eine rührige Thätigkeit.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch