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diesem folgt der Weizen, der Roggen, der Hafer, der Mais, die Futterrübe, die Kartoffel
und der Klee. Zu erwähnen ist noch die Weberkarde im Mittellande und der Hopfen im
Mittel- und im Unterlande.
Die Mehlfrüchte werden zumeist im Lande verarbeitet und verbraucht, dagegen bilden
Exportartikel: der Hopfen, welcher auf dem Nürnberger Markte als steirischer Frühhopfen
einen ersten Platz einnimmt; der Kleesamen, welcher als Specialität den Markt beherrscht,
und die Bohnen, welche vom Triester Platze sowie von Firmen des südlichen Frankreich
zur Verproviantirnng der Schiffe gekauft werden.
Der Weinbau charakterisirt den landwirthschaftlicheu Betrieb des Unterlandes und
beeinflußt denselben auch schon im Mittellande in der Weise, daß in den Weinbau treibenden
Bezirken der Feldbau zu Gunsten des Weinbaues etwas stiefmütterlich behandelt wird. Die
Vorliebe für den Weinbau geht so weit, daß nicht selten Grnndparcellen zur Erweiterung
des Weingartens herangezogen werden, die ihrer tiefen Lage wegen nicht dazu geeignet und
sehr häufig dem Froste preisgegeben sind. Der Weinbauer, wie nicht minder der Wein-
gartenbesitzer anderer Berufsclassen bringt dem Weingarten eben jedes Opfer, — ersterer,
weil er ihn aus anerzogener Vorliebe als sein einziges Ertragsobject betrachtet, letzterer
aber nicht selten auch deßhalb, um einen Landbesitz zu haben, welcher den beliebten Sammel-
platz der Familie und der Freunde bildet, wenn es gilt, einen festlichen oder willkommenen
Anlaß zu feiern. Von der ganzen Weingartenfläche, circa 34.000 Hektar, entfallen
75 Procent auf das Unterland und die übrigen 25 Procent auf das Mittelland. Die
bekanntesten steirischen Weine sind die Lutten berger: Allerheiliger, Eisenthürer,Gomilla,
Grünauer, Hochstermetzer, Jerusalemer, Kummersberger, Litteuberger, Nachtigaller, Ober-
lutteuberger uud Tötteuhengster; die Pet tauer : Ankensteiner, Kolosser, Sanritscher,
Stadtberger und Türkenberger; die Marbnrg-Pacherer : Brandner, Franheimer,
Pickerer, Radiseller, Rittersberger, Schmitzbergerund Vinarier; die Windischbüchler:
Griechenberger, Klappenberger, Koroschacker, Rostbacher und Schloßberger; die Groß-
sonntager: Rundschacher, Steinluger und Witschenberger; die Sansaler uud Wiseller.
Als Specialität sind bekannt der Gamser Mnscate l ler bei Marburg und der Ligister
S ta inzer uud Deutschlaudsberger „Schilcher". Die Weine sind zumeist sehr
zucker- oder sehr alkoholhaltig, weßhalb sie schwer auf dem Markte concurriren, welcher
gnte leichte Mittelweine verlangt. Verbraucht werden sie zumeist im Laude selbst und in
den angrenzenden Provinzen. Insbesondere die süßen Sorten bilden einen gesuchten
Handelsartikel für Wien, wo sie größtentheils als süßer Heuriger getrunken werden.
Im Allgemeinen wird der Weinbau schon seit Generationen auf denselben Stellen
betrieben. Den Satz bildet mit wenigen Ausnahmen ein Gemisch der verschiedenartigsten
Rebensorten ohue Unterschied der Reifezeit nnd Qualität. Der durchschnittliche Ertrag im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch