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Holzkohle ganz verdrängen sollte, einen Ersatz fiir den ihnen dadurch entstehenden Verlust
finden werden.
Nicht so glimpflich wie die Waldbesitzer wird bei dieser Umwälzung der Verhältnisse
eine große Zahl der Köhler, meistens ältere Leute, davonkommen, welche bisher im Dienste
der Banern oder der Großwaldbesitzer in liegenden Werken oder stehenden Meilern das
Holz verkohlten; sie werden zum größeren Theile die von ihnen im Sommer nnd Winter
bewohnten einsamen Köhlerhütten verlassen müssen, um einen anderen Beruf zu ergreife«.
Die große Zahl der Holzknechte wird dagegen durch die veränderte Holzverwendnng keine
Einbuße erleiden. Diese Leute werden im Frühjahr wie bisher mit Hacke, Säge und
Sapine ausgerüstet in den Wald ziehen, um ihr eigenartiges, altgewohntes Waldleben
zu führen.
Am Arbeitsort augelangt, wird, wie seit unvordenklichen Zeiten, der Vorarbeiter,
wo möglich iu der Nähe einer guten Wasserquelle, deu Bauplatz für die Hütte bestimmen
und diese wird in kurzer Zeit aus zwei, drei Lagen Holzkastenbau, auf dem die Sparreu-
lage ruht, im Gerippe hergestellt sein. Ist dann das Dach mit Fichtenrinde eingedeckt und
sind die Giebelwände verkleidet, so wird in der Mitte der Hütte aus einer mit Steinen
gefüllten Holzzimmerung der offene Herd und in dem der Hüttenthür gegeuüberliegeudeu
Theile der Hütte die Schlafstelle — Bokrat — errichtet; sodann kann die Hütte bezogen
werden. Die Arbeit dieser Leute begiuut am Morgen mit Tagesanbruch und wird bis
Mittag fortgesetzt; dauu folgt die Zubereitung des Mittagmahles, bei den Obersteirern
aus „Nocken uud Sterz" bestehend, welche Gerichte sich jeder Arbeiter aus weißem Roggeu-
oder Weizenmehl unter Verwendung von möglichst viel Rindschmalz selbst bereitet, während
die Uutersteirer — Sloveueu — ihre Poleuta oder ihren Sterz aus Maismehl mit Speck
uud Käse von einem gemeinsamen Koch bereiten lasseu. Nach dem Mittagessen rasten die
Arbeiter ein bis zwei Stunden uud Abeuds kehren sie in die Hütte znrück, um auf dem
Strohlager die nächtliche Ruhe zu sucheu. In diesem Stillleben bringt, solange die Vieh-
alpen bezogen sind und dort oben ein Jodler aus weiblicher Kehle driugt, der Souuabeud
eine augenehme Unterbrechung. Am Montag in der Früh finden wir alle Holzknechte
jedenfalls wieder im Holzschlage bei der Arbeit uud, je nach dem Vorschreiten derselben,
beim Fällen, Ausästeu, Eutriudeu, sowie beim Zerschneiden des Holzes nnd endlich bei
dem Ban der Eisriesen, bei welchem man häufig den praktischen Blick der Leute bewundern
muß, mit welchem sie die Gefällsvertheiluug nach dem Augeumaß so richtig bewerkstelligen,
wie dies sonst mir mit Meßinstrumenten erreicht werden kann. Über diese Eisriesen oder
auch über vorhandene Erdriesen wird im Winter bei Frost das Holz aus den Schlägen zu
den Abfuhrswegeu, Wafferrieseu oder Triftbächeu gebracht, welche die Weiterbeförderung
ermöglichen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch