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Mittelsteiermark sind keine nennenswerthen Eisenerzbaue vorhanden und auch im Unter-
land finden nur die Brauneisensteine von Wiudischlaudsberg und Stndenze Verwerthung.
Der Hauptbetrieb couceutrirt sich auf den Erzberg, welcher im Jahre 1886 allein
an 3'/z Millionen Metercentner Erze lieferte, das sind 94 Procent der Landesprodnction
uud fast die Hälfte der Gesammtproduction von Österreich überhaupt; es repräseutirt
dies eine Roheisenmenge von 1 '/z Millionen Metercentner. In günstigen Perioden (1882)
betrug die Förderung von Eisenerzen sogar über 5'/» Millionen Metercentner. Der
Gattung nach sind die Erze Spatheisensteine und deren Verwitterungsprodncte, welche
in mächtigen Lagern größtentheils zu Tage anstehen und sowohl aus diesem Grunde, als
auch wegen ihrer leichten Schmelzbarkeit früh entdeckt und ausgenützt worden sind.
Schon vor der Besitznahme Noricums durch die Römer dürfte der Bergbau hier iu
größerein Maßstab betrieben und im Jahre 712 nach einer durch die Völkerwanderung
verursachten Unterbrechung wieder aufgenommen worden sein: die vorhandenen Urkunden
reichen bis in das XII. Jahrhundert zurück. Von jeher lieferte der untere Theil des
Erzberges seine Ausbeute nach Eisenerz, während der obere Theil für die Schmelzöfen
von Vordernberg abgebaut wurde, wonach bis heute der Juuerberger oder Eisenerzer
Erzberg und der Vordernberger Erzberg unterschieden werden. Aus dem Juuerberger
Erzberg wird ausschließlich Tagbau in regelmäßigen Etagen getrieben, während am
Vordernberger Erzberg, dessen Baue in 1.100 bis 1.532 Meter Seehöhe liegen, im
Winter auch Grubenbau stattfindet, denn der Tagbau, sowie die Förderung der Erze über
den 1.200 Meter hohen Prebühelsattel nach Vordernberg können hier nur in den sechs
Sommermonaten erfolgen. Besonders ausgedehnt sind die Förderanlagen des Erzberges,
welcher in der in den Jahren 1835 und 1847 angelegten Förderbahn nach Vordernberg
eine der ältesten Eisenbahnen von Österreich besitzt.
Der Bergbau am -steirischen Erzberg bietet auch dem Laien einen höchst anziehenden,
infolge der Großartigkeit des Betriebes, sowie der wunderbaren Hochgebirgslage, in welcher
er sich bewegt, eigenartigen uud unvergeßlichen Anblick. Wer jemals auf dem Balcou
des hochgelegenen stattlichen „Berghanses" stand und das emsige Getriebe auf den sich
nach abwärts ausbreitenden Abbau-Etagen, rundum aber die majestätisch emporragenden
Gebilde der Alpenwelt — Reichenstein, Wildfeld, Kaiferschild und andere — in der Pracht
eines reinen Sommertages zu schauen Gelegenheit hatte, wer dann in rascher Fahrt, zum
Theil durch dunkle Stollen, auf der zum Prebühel führenden Förderbahn wieder ein neues,
nicht minder herrliches Gebirgspanorama — Pfaffenstein, Frauenmauer, Polster —
bewundern konnte und seinen Blick von der am Ende der Locomotivbahn gelegenen
Handl-Alm über die unvergleichlich grünen Matten des Vordernbergerthales schweifen
ließ, der wird einen unauslöschlichen Eindruck von dieser herrlichen Welt bergmännischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch