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besonders begünstigten Frischhütten, wie jeneil von Thörl, Bruck an der Mnr, Höllhammer,
Hohleben, Donawitz, Trieben, Rottemnnmi, Johann-Adolfshütte, Styria, Mnran ?c.
absieht, so begegnet man in den Thälern, in welchen früher Wohlstand und reges
Leben herrschte, uur mehr den traurigen Überresten verfallener Hammerwerke, morschen
Fluthern, welche in kurzer Zeit kaum mehr die Stelle, an welcher die dereinst so blühenden
Betriebe standen, erkennen lassen werden. Die Feuernngseinrichtnngen machten mit
Rücksicht auf die Verwendung von minderwerthigen mineralischen Brennstoffen nnd die
Einführung der Gasfeuerung ebenso große Fortschritte wie das Maschinenwesen.
In dem letzten Vierteljahrhundert vollzog sich eine abermalige Änderung im Hütten-
betriebe. Am 21. November 1863 wurde die vom Fürsten Schwarzenberg in Tnrrach
erbaute Bessemerhütte unter Leitung Peter Ritters von Tunner in Betrieb gesetzt. Es
war das nicht nur für Steiermark nnd die Alpenländer, sondern für die ganze Monarchie
ein wichtiges Ereigniß, da es die erste Bessemerhütte Österreichs war, welche als bahn-
brechend für die Einführung des Bessemerprocesses bezeichnet werden kann. Dieser Hütte
folgten bald jene von Neuberg, Graz und Zeltweg, von welchen die zwei erstgenannten,
vorzüglich aber jene von Neuberg als Studien- und Versuchshütteu, uud zwar nicht nur
für Österreich genannt zu werden verdienen. Gegenwärtig stehen nur die Bessemer-
hütten von Tnrrach, Neuberg und Zeltweg in Betrieb und erzeugen per Jahr 27.000 bis
30.000 Tonnen Bessemermetall.
Solange der Windfrischproceß nur mit Roheisen, welches aus nahezu phosphor-
freieu Erzen erblafen worden war, durchgeführt werden konnte, war dieser Proceß ein
Monopol weniger durch die Natur besonders begünstigten Länder, zu welche» auch Steier-
mark gehörte. Als im Jahre 1878 Thomas Gilchrist die Abscheiduug des Phosphors
beim Windfrischprocesse gelungen war, wurde derselbe Gemeingut aller Eisenindustrie-
bezirke, und Steiermarks Eisenindustrie, welche der theueren Brennmaterialien halber
ungünstigere Prodnctionsbedinguugeu aufweist, litt empfindlich durch diesen Fortschritt.
Die Monarchie verdankt der Eisenindustrie Steiermarks auch die Einführung des Martin-
processes, mit welchem die ersten Versuche im Jahre 1868 in Kapfeuberg gemacht worden
siud. Gegenwärtig stehen Martinhütten in Neuberg, Graz, Donawitz, Eibiswald, Miirz-
zuschlag nnd Zeltweg in Betrieb, welche per Jahr bei 40.000 Tonnen Flußeisen erzeuge».
Dieser Proceß dürfte an Ausdehnung noch gewinnen und ist seit Anwendung von mit
basischen Materialien zugestellten Öfen dazu berufe», jene weichen Sorten von Flußeisen
zu liefern, welche mittelst des gewöhnlichen Windfrischprocesses nur schwer erhalten
werden können. Ebenso verspricht die Verwendung von Erzen neben Roheisen und
Abfalleisen wesentliche Vortheile zu bieten. Der Herdfrischproceß machte ebenfalls Fort-
schritte und übernahm die Aufarbeitung von kleinen Eisenabfällen, welchem Umstand es
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Volume 7
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Steiermark
- Volume
- 7
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1890
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.09 x 22.51 cm
- Pages
- 432
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch