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Er schließt alle Schauer und Reize der Hochgebirgswelt in sich. Von den ausgedehnten
Eiswüste» der Tauern wendet sich das Ange zu deu üppige» Grasmatteu der Abhänge und
Hochthäler, auf welchen im Sommer das Hausthier der flüchtigen Gemse begegnet und
Almhütten den betriebsamen Menschen beherbergen. An die Grasmatteu schließt sich die
Region des Krummholzes, das bald iu hochstämmige Fichten des Bergwaldes übergeht,
der meist die Abhänge des Gebirges gegen die Thalsohle hin deckt. Von den Gletschern
genährt stürzen zahlreiche Gießbäche brausend über Felsen, rauschend durch die Hochthäler
zur Niederung der Möll und Lieser, und in zahlreichen kleinen Alpenseen spiegelt sich die
Sonne. Keine fahrbare Straße überschreitet den Grenzwall der hohen Tonern und nur
auf einem Punkte, auf dem Jfelsberge, vermitteln Wagen den Verkehr zwischen Körnten
und Tirol. Aber über Felshänge uud Eisfelder klettert der Fuß des begeisterten Alpen-
wanderers und des nimmermüden Älplers. Wo die wilde Natur einen Saumpfad gestattet,
wie über den Mallnitzer Tauern, sucht sich wohl auch der Handelsmann mit werthvolleu
Thiereu des Möllthales einen Weg zu den Höfen und Märkten des Nordens. Solche
Übergangspuukte heißen vorzugsweise Tauern, dann Scharten, Thor oder Thör l ;
man zählt deren zwölf. Häufig wurden an solchen Stellen schon in vergangener Zeit durch
die Fürsorge der Laudesverwaltuug Taueruhäuser errichtet, Schutzhütten für alle, welche
Geschäft oder Vergnügen auf diese Höhe» leitet. In neuester Zeit sorgt der deutsche und
österreichische Alpenverein durch Schutzhütten in der Leiteralm, auf der Adlersruhe, am
Pasterzengletscher, auf dem Seebühel (Goldberggruppe) uud iu der Nähe der G. Hoch-
alpenspitze für die Gletscherwanderer.
D a s Möl l thal . Aus dem größte» Eisfelde der Taueru am Fuße des Glockuers
in einer Höhe von 2.012 Meter entspringt die Möll , die dem langgestreckten (23 Stnnden)
Thale den Namen gibt. Zwischen den Grasmatten der Pasterzenalm und dem Abhauge
der Leiterköpfe stürzt das Gletscherkind ins grüne Wiesenthal von Heiligenblut. Noch
angesichts des Gletschers begrüßt es die Briccius-Kapelle, jeue Stätte, auf welche die
Legende das Wunder der Auffindung des Heiligen verlegt. In der Thalsohle aber blickt
es auf zur Kirche am Abhänge zur linken Seite, die das Grab des heiligen Briccius, sei»
Fläschcheu mit dem heiligen Blute uud die Kornähren umschließt, die aus dem Schnee
der Lawine sprossend einst die Stelle bezeichneten, auf welcher der Heilige den Elementen
erlegen ist. Die Legende vom heiligen Blute hat auch dem Dörfchen den Namen gegeben,
das der Kataster nur als Steuergemeinde „Hof und Zlapp" kennt. Im benachbarten
Felsengrund des Zlapp haben sich die Wasser der Möll eine tiefe Schlucht gegraben, durch
welche sie sich brauseud uud schäumend zur Thaluiederuug bei Pokhoru stürzen (Zlappfall).
Der Alpeuwauderer aber verweilt geru am schroff abfallende» Felswall des Zlapp,
um sein Ange an dem uuvergleichlichen Bilde zu weide», das hier sich ihm bietet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch