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zwischen dem Cellonkofel und Kleinen Pal; es ist hier der einzige wegsame Übergang nach
Italien. Eng und schmal windet sich der Weg zwischen den grauen, von mannigfachen
Gletscherspuren durchrissenen Felswänden hin, an der Landesgrenze eine natürliche Festung
bildend. Hier zogen auf schmalen Saumpfaden schon die alten Etrusker nach Süden,
warfen die Römer ihre Cohorteu in die nördlichen Provinzen. Schon Julius Cäsar ließ
den schmalen Bergweg in eine Fahrstraße umwandeln. Nahe der Grenze findet man die
bekannten römischen Inschriften, leider schon arg mitgenommen von den Eisenhämmern
der hier massenhaft durchziehenden italienischen Arbeiter, welche oft ihren Muthwillen au
diese» Juschristeu auslassen. Im Jahre 1809 benützten auch die von Süden her in Ober-
kärnten einfallenden Franzosen diesen Weg, nachdem sie die kleine österreichische Besatzung
geschlagen hatten. Heute sitzt fast mitten in dem großartigen Felsenpasse, einer eingedeckelten
Schnecke vergleichbar, das Häuschen der italienischen Finanzwache, den Wanderer an die
Zollgesetze erinnernd.
Oberhalb von Manchen liegt im Gailthale die alte Gewerkschaft Wezmann. Gegen-
wärtig erinnern nur mehr einige rauchende Kohlenmeiler an das frühere belebte Treiben.
Wezmann bildet den Schluß des Gailthales. Aus einer engen, felsigen Schlucht brechen
tosend die Wasser des Gailslnsses hervor, der wildbachartig auch das nun folgende Lessach-
thal in seiner ganzen Länge durchzieht. Erst seit neuester Zeit führt ein „nicht erhaltener
Fahrweg" in dieses entlegene Hochthal mit seinen sprichwörtlich gewordenen „72 Gräben",
das heißt tiefe Wasserrinnen, in welche sich die Straße hinein und wieder heraus windet.
Die erste Ortschaft des Lessachthales, St. Jakob, liegt schon bedeutend höher als
die- Sohle des Lessachthales uud macht mit seinen reich mit Blumen verstellten Häusern
einen recht freuudlicheu Eindruck. Die gegenüber liegende 2.378 Meter hohe Plenge ladet
zn einer Besteigung ein, da sie vermöge ihrer exponirten Stellung einen reizenden Aus-
blick gewährt. Durch einen tiefen „Graben" gelangen wir nach Kornat; hoch oben winkt
das Kirchlein, während neben dem Fahrweg in unmittelbarer Nähe des harzduftigen
Fichtenwaldes das Wirthshaus „Bierbaum" zu kurzer Rast einladet. Ein Blick nach
Süden zeigt uns das wildromantische Wolayerthal, das am Ursprünge inmitten einer
unbeschreiblich großartigen Gebirgsscenerie den dunkeln Wolayer See birgt, der gewöhnlich
erst um Mitte Juli seine winterliche Eisdecke sprengt.
Das nun folgende Dorf Liesing bietet wenig Bemerkenswerthes, doch ist das
Landschaftsbild, einerseits der Lumkofel, anderseits die Frauenspitzen, ein ganz sehens-
werthes. Bei St. Lorenzen, der Perle dieses engen Thales, macht man gern Halt, um das
zwischen smaragdgrünen Wiesengründen und vereinzelten Getreideflächen liegende Dörfchen,
die hoch austeigeudeu Alpeu und den prächtigen 2.114 Meter hohen Genskofel zu betrachte«.
Ein reizender Ausblick eröffnet sich auch auf den Hochweißstein (klonte par alba), der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch