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germanische Völker Einfluß erhielten, so dürfte ein solcher auch hier stattgefunden haben,
und dann wird es wohl nicht als etymologisches Spiel zu deuten sein, wenn bei dem
baierischen Historiographen Aventinus (1521) diese taciteische Isis als „Frau Eisen"
erscheint, welche den mythischen König Schwab das Schmieden des Eisens lehrt.
Grundlage des wirthschaftlichen und mithiu des historischen Lebens im inneren
Noricnm war seit Alters der Bergbau. Seine Metalle machten den Besitz des Landes
werthvoll, und als es unter Angustus znm römischen Reiche geschlagen ward, wurden die
Bergwerke sofort in dessen Eigenthum übernommen. Ihre Ausbeutung bahnte der Enltur
viel früher, als sie sonst wohl eingedrungen wäre, selbst in die ranhesten und abgelegensten
Theile des Gebirges deu Weg, wie man auch behaupten darf, daß das römische Straßennetz
ohne den Bergbau uicht iu dem Maße, als es den allenthalben vorhandenen Spuren nach
den Anscheiu hat, über das Laud sich ausgebreitet hätte. Die zwei Hauptstraßen, welche
Italien und Noricnm verbanden, die alte von Oetavianns Angnftus neu erbaute, unter
den Kaisern Valentiuiauus und Valens (373) wieder hergestellte über den Plökenpaß
(Monte Croce), von der noch hente die Geleise im Felsen sichtbar sind, und die über den
von Natur aus gebahntesten und niedrigsten aller Alpenpässe, den von Pontafella, waren
dem Verkehr offen lange bevor das norische Königreich zur römischen Provinz geworden,
und da römische Sprache und Sitte nicht im Gefolge feindlicher Oeeupation, sondern in
der des Handels erschien und nirgends in schroffen Gegensatz zur heimischen trat, fand sie
überall Eingang. Die Verwaltung war zwar vou Augustus nach der für Barbarenländer
üblichen Weise eingerichtet. Ein Statthalter aus dem römischen Ritterstande mit dem
Titel eines Präfectns, dann eines Procnrators, der später in Celeia (Cilli), anfangs aber
wahrscheinlich anf kärntnischem Boden, in Virnnnm residirte, führte die Regierung in des
Kaisers Namen. Unter seinem Commando standen die Hilfstrnppen und Milizen des
Landes. Ihm lag die Rechtsprechung uud die Verwaltung der Finanzen ob. Seit Kaiser
Claudius gewinnt römisches Wesen sichtlich das Übergewicht. Unter ihm erhalten die
Orte Virnnnm uud Teuruia ihre Stadtrechte. Unbeschadet der angeführten Belege für
das Beharren keltischen Wesens sprechen daneben andere Anzeichen für ausgedehnte
Latinisirnng des Landes. Was für Norieum überhaupt, gilt für das an Italien grenzende
Körnten insbesondere. Die tektonische Form der Grabsteine wie der Stil der Inschriften
sind ganz in italischer Art. Wie in Italien selbst, wurde hier die Garde der Prätoriauer
rekrutirt, welche deu Anspruch erhob, den barbarischen Legionen gegenüber das nationale
römische Heer darzustellen.
Im Genusse einer weitgehenden Autonomie entwickelten sich rasch die städtischen
Gemeinden. Keiner stand an Größe Virnnum nach, das sich im weitesten Thalbecken
Kärntens, dem Zollfelde, nicht ferne den neueren Hauptstädte» des Landes, St. Veit und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch