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Theil des Volkes bäumte sich jedoch gegen die Christianisirung und die baierische Ober-
herrlichkeit auf. Herzog Thassilo gründete darum im Jahre 769 das Kloster Jnnichen an
der Grenze Karantaniens mit der ausdrücklichen Bestimmung, „das ungläubige Geschlecht
der Slaven zum Pfade der Wahrheit zu leiten", und führte seine Scharen zum Kampfe
gegen das nach voller Freiheit strebende Volk, welches in der Entscheidungsschlacht
unterlag (772). Nun machte auch das Bekehrungswerk, Dank den eifrigen Bemühungen
der von Salzburg entsendeten Glaubensboten, raschere Fortschritte.
Als Karl der Große die thatsächliche Unabhängigkeit des baierischen Herzogthnms
brach (788), kamen die Karantaner mit demselben unter fränkische Oberherrschaft.
Diese verdrängte allmälig die slavischen Fürsten, uud an deren Stelle traten fränkische
Grafen. Als eine feste Stütze der Frankenherrschaft erwies sich alsbald die beharrlich
fortgesetzte Christianisirung des Landes und dessen Besiedlung mit deutschen
Kolonisten. Nur im Südeu der Drau behauptete sich das sloveuische Volksthum in
seiner Eigenart und Überzahl.
Bald nachdem das mit Baiern verbundene Land ein Theil des oft fränkischen
(deutschen) Reiches geworden war (843), erwuchs demselben durch die raubsüchtigen
Magyaren eine große Gefahr. Nach Kaiser Arnulfs Tode fielen ungarische Horden in
Kärnten ein. Zwar gelang es noch, sie zu schlagen (901), und au diesen Sieg knüpft sich
der Sage nach die Entstehung von St. Veit, doch wenige Jahre später ward die
karolingische Ostmark durch die Magyaren vernichtet. An den weiteren Kämpfen gegen
den raubend und plündernd vordringenden Feind nahmen anch die Karantaner im
baierischen Heerbann nicht geringen Antheil, so namentlich nnter König Otto I., der durch
die herrliche Waffenthat auf dem Lechfelde Deutschland für immer von den Einfällen
jenes Reitervolkes befreite (955). Deutsche Ansiedler drangen jetzt noch weiter nach Osten,
nnd nicht mir der Ackerbau uud die mit ihm zusammenhängenden Beschäftigungen
gelangten uuu zu höherer Eutwicklung, auch der Bergbau ward eifrig betrieben, ins-
besondere am Hüttenberger Erzberg.
Ans dem Verbände mit Baiern wurde Karautanien, das nebst dem heutigen Kärnten
das östliche Pusterthal uud die Steiermark, im weiteren Sinne auch Krain umfaßte, im
Jahre 976 gelöst. Als sich nämlich Herzog Heinrich II. von Baiern (der „Zänker") gegen
Kaiser Otto II. empörte, entsetzte ihn der Kaiser zeitweilig des Herzogthnms und schwächte
dieses selbst durch die dauernde Abtrennung der Ostmark und Karantaniens, welch letzteres
als ein eigenes Herzogthnm Heinrich I. (der „Jüngere"), ein Sohn des früheren Baieru-
herzogs Berthold, sammt der Veroneser Mark (bis zum Po uud Mincio) und der
Grafschaft Jstrieu erhielt. Kärnten ward sonach ein selbständiges Herzogthnm des
deutschen Reiches. Heinrich I. wurde schon ein Jahr nach seiner Erhebung entsetzt, weil
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch