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Sehr charakteristische Merkmale zeigt auch das Gesichtsskelet. Im Allgemeinen
unterscheidet sich der Gesichtstypus der Slovenen vou dem der Deutschen durch das
Vorwalten der Breitendurchmesser, Vorspringen der Jochbrücke und der Backenknochen.
Unter den Slovenen sind 611 Procent chamäprosop. Diese Chamäprosopie combinirt
sich in 11 1 Procent der Fälle mit einer Gesichtsbildung, die neben den eben aufgezählten
chamäprosopeu Eigenschaften auch noch durch starke Schrägstellung (Prognathie) des
Gesichtsskelets, breite, gerundete, stark vortretende Oberkieserzahufortsätze, enge niedrige
Augenhöhlen, vorspringenden, aber an der Wurzel sattelförmig vertieften Nasenrücken und
weite Nasenhöhlenöffnung ausgezeichnet ist, Attribute, die dem Gesicht einen fremdartigen,
finsteren und rohen Ausdruck verleihen und für einzelne Völker mongolischer Abstammung
charakteristisch siud. Mit Rücksicht auf die Schädelform combinirt sich der mongoloide
Gesichtstypus in 5 Procent mit Mesokephalie, in 6 Procent mit der vorher ausführlich
geschilderten Varietät der Brachykephalie. Nur wenn man die Vollcombination berücksichtigt,
ist der Procentsatz des mongoloiden Typus gerade nicht bedeutend. Dieser erhöht sich aber
wesentlich, wenn man anch das Vorkommen einzelner dieser Attribute beachtet; unter den
atypischen Fällen findet man nämlich ein solches häufig. Der mongoloide Typus tritt
vereinzelt auch unter den Deutschen Jnnerösterreichs auf und dürfte durch Contact mit
Slaven erworben worden sein.
Welche von den geschilderten Formen ist nuu als die ursprünglich slovenische
anzusehen? Der Reihengräbertypus fehlt uuter den Slovenen vollständig, extreme
Dolichokephale treten nur ausnahmsweise auf, Langköpfe geringeren Grades kommen
schon häufiger vor, befinden sich aber gegenüber den Kurzköpfen in der entschiedenen
Minorität. Unter den Kurzköpfen sind die sehr breiten Formen besonders stark vertreten,
viel stärker als unter den Deutschösterreichern. Kein deutscher Volksstamm, nicht einmal
die durch Hyperbrachykephalie ausgezeichneten Tiroler können sich in dieser Hinsicht mit
den Slovenen messen. Dieses Moment würde wohl dafür sprechen, daß die hyperbrachy-
kephale Form die typisch slovenische Schädelform repräsentirt. Auch der Vergleich von
Schädeln aus der prähistorischen und der historischen Zeit ist dieser Anschauung günstig,
denn wir sehen wie mit dem Eindringen der Slovenen die physischen Körperverhältnisse
derKrainer sich ändern. Von den prähistorischen Schädeln Krains sind: dolichokephal
41 7, mesokephal 33 3, brachykephal 25 0, hyperbrachykephal 00 Procent. Unter den
modernen Schädeln derselben Provinz: dolichokephal 0'8, mesokephal 19 5, brachykephal
37 2, hyperbrachykephal 42 5 Procent. Diese Zahlen sind äußerst iustructiv, sie lehren,
wie wesentlich sich die Verhältnisse in Krain seit der Bronzezeit geändert haben. Anfänglich
überwiegen die Langköpfe — ähnlich wie dies in den dentschen Provinzen Österreichs
der Fall war — und es fehlen die Hyperbrachykephalen, während später, wie anch jetzt,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch