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die extremen Kurzköpfe den stärksten Procentsatz stellen, die extremen Langköpfe dagegen
verschwinden. Es fehlt in der älteren Periode Krains gerade die Form, die unter den
Slovenen so häufig ist, so daß man wohl mit einiger Berechtigung die Hyperbrachykephalen
als typische Slovenen bezeichnen sollte. Diese Anschauung erhält eine wesentliche Stütze in
Befunden aus erwiesen slavischen Grabstätten der Völkerwanderungszeit. Wenn nichts-
destoweniger dieser Schluß nur zaghaft gezogen wird, so rührt dies eben daher, daß in
Gräbern derselben Periode neben charakteristisch slavischen Beigaben dolichokephale
Schädel angetroffen wurden.
Wir hätten demnach unter den Slovenen drei verschiedene Elemente zn unter-
scheiden : nämlich die schmal- und breitgesichtigen Kurzköpfe, die theilweise mit den unter
den Deutschen Jnnerösterreichs vorkommenden Brachykephalen sich decken, ferner die
Kurzköpfe mit ausgesprochen mongoloider Gesichtsbildnng, die zum Theil avarischen
Ursprungs sein dürften, und endlich die Langköpfe, welche möglicherweise Reste der
vorslavischen Bevölkerung vorstellen.
Den Körperwuchs anlangend lehren die statistischen Angaben, daß die Slovenen
ein größeres Contingent von hochgewachsenen Leuten stellen als die Deutschen. Die
einschlägigen Daten in dem militär-statistischen Jahrbuche für das Jahr 1885 lehren, daß
unter tausend zur Asseutirung Vorgeführten die Quote der Untermäßigen in Krain am
geringsten ist. Die Zahl der Kleinen (bis 160 Centimeter) ist in Krain gleichfalls geringer
als in anderen Militär-Territorial-Bezirken; die der Mittelgroßen (160 bis 170 Centi-
meter) weicht von den in anderen Bezirken gewonnenen Ergebnissen nicht ab. Die Zahl der
Großen (über 170 Centimeter) hingegen ist erheblich gestiegen und Krain wird in dieser
Beziehung überhaupt nur noch von Dalmatien übertroffen. Verglichen mit den in uieder-
nnd oberösterreichischen Ergänzungsbezirken erhaltenen Resultaten, ergibt sich sür Krain
eine Zunahme der Großen um volle 11 Procent. Abgesehen von der Körpergröße fallen
noch zwei Formeigenthümlichkeiten, namentlich bei den hochgewachsenen Krämern auf,
nämlich einerseits mehr hagere, gracile Gestalten mit scharf gezeichnetem mimischen Ausdruck
und anderseits kräftige, plumpe Erscheinungen mit breiten, dicken, grob modellirten
Gesichtern. Der gedrungene Körperwuchs, der unter den Deutschen Jnnerösterreichs
vielfach sich bemerkbar macht, kann nach diesen Resultaten kaum der Kreuzung mit den
Slovenen zugeschrieben werden. —
Die Gottscheer. Die physische Beschaffenheit dieses merkwürdigen Völkleins
deutscher Abstammung ist noch nicht genügend erforscht. Bisher liegen blos die Angaben
über die Haar- und Augenfarbe vor, während über die unter den Gottscheern vorkommende«
Schädeltypen nichts bekannt ist. Was die Haar- und Augenfarbe anbelangt, so ergab die
Untersuchung der Gottscheer Schulkinder 45 3 Procent blondhaarige, darunter 17 6 Procent
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch