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immer in vollem Schwünge nnd die Strüzln werden wie ein Talisman von einem Jahr
aufs andere aufbewahrt nnd hoch verehrt. In den letzten Faschingstagen wird der
Carnevalsnlk ein Gemeingut Aller. Mit dem „foastn Psiugstag", das ist der Donnerstag
vor Aschermittwoch, beginnt die eigentliche tolle Zeit. Die Woche heißt auch die „foaste
Wochn", weil man in derselben meist üppige und fette Speisen genießt. Im Moll- und
Lieserthal kennt man den Faschingmontag als „Foastn" oder „Speckuudl-Moutig". An
demselben kommen opulente Specknudeln auf den Tisch. Von Montag bis Aschermittwoch
wird bei den Bauern nur das Nothwendigste gearbeitet. Am Faschingsonntag, auch
„Burschtensunti" genannt, ertönt in jeder Dorfschenke Musik, und wenns auch nur eine
Mundharmonika ist, zum Tanze. Am Faschingdienstag, vom Volke Fastnacht, der damische
oder Narrendienstag genannt, findet das Faschingrennen oder Faschingjagen statt, an dem
sich alle Burschen des Ortes, die Gesichter mit Kienruß uud Engelroth oder Ziegelmehl
bemalt, betheiligen. In den windischen Gegenden findet das „Blockziagu" statt. Es ist
dies ein Brauch, der den heiratslustigen Mädchen, die nicht unter die Haube kommen,
oder solchen, die einen Freier abwiesen, nicht angenehm ist. Das „Blockziagn" wird in
der Weise inscenirt, daß mehrere als Mädchen gekleidete Bnrsche einen Holzstock oder,
was üblicher ist, einen „Sautrog", iu dem ein als „altes Weib" verkleideter Bursche liegt,
vor das Haus des betreffenden Mädchens schleppen und daselbst Spottlieder und Stichel-
reden loslassen. Das Mädchen darf sich natürlich nicht blicken lassen, denn sonst wird
es mit einer Flut von Schmähungen und Sottisen überhäuft.
Im Gailthal findet das „Schimmelreiten" statt. In jedem Hause, bei welchem der
maskirte Zug vorübergeht, wird der Schimmel „beschlagen" und dafür ein Trinkgeld
eingeheimst. Weun in einer Ortschaft das Jahr hindurch kein Mädchen zum Heiraten
kommt, müssen im Gailthal sämmtliche heiratsfähige „Gitfchen" (Mädchen) bei der
empfindlichsten Strafe, die man ihnen anthun kann, — sie werden nämlich vom Tanze
ausgeschlossen — eiuen schweren Sagblock mit Stricken dnrch das Dorf ziehen, die Bursche
geheu peitfcheukualleud neben ihnen her. In Dellach (Gailthal) sitzt ans dem Sagblock
eine Strohpuppe, welche man schließlich in den Brunnentrog wirft. Der Sagblock wird
verlicitirt und der Erlös gemeinschaftlich vertrunken.
In Manthen ziehen vermummte Bursche mit einem Schmied mit Hammer und
Zange durch die Gassen, welcher jedem die Sohlen abreißt, der ihnen kein Trinkgeld
verabreicht!!
Bei den Sloveneu des Mißthales in Schwarzenbach, Jaboria, Topla, Kopreiu zc.
führt am Faschingdienstag jeder Bauer die Bäuerin, die Kinder und das ganze Gesinde
ins Wirthshaus, wo Musik und Tanz stattfindet. Am „damischen Jrti" muß jedes Frauen-
zimmer einen Tanz thnn nnd sei sie noch so gebrechlich oder alt, dann gedeihen die Merln
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book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch