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jagdwild aber war der seit der Mitte dieses Jahrhunderts von Krain entschwundene
Edelhirsch, dessen gesammelte Knochen etwa 500 Einzelthieren in allen Altersstadien
angehörten, vom Hirschkalb bis zum stärksten Capitalhirsch. Außer diesem bevölkerte das
Wildschwein die Auen und Wälder, mehrere gut erhaltene Schädel desselben mochten als
Trophäen an den Pfahlbauhütten angebracht gewesen sein, wodurch sie der sonst üblichen
Zertrümmerung entgingen, von welcher nur die Schädel von Hund und Dachs verschont
geblieben sind. Außer den hier genannten zahlreicher vorkommenden Thieren fanden sich
noch Reste vom Reh, Bär, Luchs und Wolf.
Eine sehr ergiebige Nahrungsquelle der Pfahlbauern war die Viehzucht, namentlich
die Schafzucht; die Kuocheu der verspeisten Schafe, welche einer gehörnten, wahrscheinlich
vom Mnflon abstammenden Race angehören, übertrafen an Zahl jene aller übrigen
Thiere. Auch Ziegen waren zahlreich vorhanden, ebenso die Torfkuh und das Torfschwein,
letzteres wurde mit Eicheln gemästet, von welcher Frucht man vielen Vorrath hatte, junge
Ferkel waren eine sehr beliebte Speise. Als treuer Begleiter des Menschen erscheint der
Hnnd in zwei Racen; die kleinere, von der Größe des Rattlers oder Spitzes, vom Schakal
abstammend, ist charakteristisch für die Steinzeit, die andere größere, in der Schädelbildung
mit dem Schäferhund übereinstimmend, ein Nachkomme des indischen Wolfes, erscheint
erst mit der beginnenden Metallzeit. Vom Pferde fand sich nichts vor.
Hinweise auf den Getreidebau haben sich bis jetzt noch nicht ergeben, doch wurde
vielleicht Lein gebaut, zum mindesten aber verarbeitet; in verkohltem Zustande vorgefundene
Garnreste von Flachs, zu Fransen geknotet, zeigen eine durchaus gleichmäßige Drehung
des Fadens, wozu mau die Röhren der Schenkelknochen vom Reh und die Ulna des Sing-
schwans verwendete. Bei dem anscheinenden Mangel von Getreide liegt die Vermuthung
nahe, daß einen Ersatz desselben die Wassernuß (l'rapa nutsns) geboten hat, eine Wasser-
pflanze, die weite Strecken des Sees überzog; von ihren zerschlagenen zackigen Frucht-
schoten blieb eiue zehn bis zwanzig Eentimeter mächtige Schichte in der Psahlbanstätte
übrig, wo man ihre mehligen, nach Kastanien schmeckenden Kerne auf Reibsteinen zerrieb,
wie es nach dem Zeugniß des Plinins auch die thracischeu Bewohner am Flusse Strymon
thaten, indem sie sich aus dem tridulus, das ist aus dieser Wassernuß, ein süßliches Brod
bereiteten. Außerdem wurde« Haselnüsse, Kornelkirschen, ja sogar die nicht angenehm
schmeckenden Trauben- oder Ahlkirscheu im Pfahlbau reichlich genossen; ausgepreßte
Samenkerne von Himbeeren, in Klumpen in den See geworfen, lassen ans die Benützung
des Saftes dieser wohlschmeckenden Frncht schließen.
Waffen und Hauwerkzeuge aus Stein wurden als fertige Waare von anderwärts
bezogen, die aus heimischen Steinen angefertigten sind im Ganzen in fünf Stücken
vertreten. Für Messerchen, Sägen, Pseil- uud Lanzenspitzen aus Feuerstein — wovon im
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch