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Eigenthum der Brixener Bischöfe waren. Dasselbe gilt von Perhta, die als Perhta-
Baba in Oberkrain bis Neumarktl und längs der Steiner Alpen im Märchen fortlebt.
Nicht minder lebendig erhalten sind die Dämonen des Wassers. In der Save, der
Ljubljanica, in den Seen von Veldes und Wochein wohnt der Wassermann (Voäni
KloS). Manches Mädchen hat er in seinen grünschimmernden Palast hinabgezogen. Im
Volksliede erscheint er als galanter Tänzer unter der Linde und reißt die stolze Dorf-
schöne, die jeden Tänzer verschmäht hat, in sausendem Wirbel mit sich in die Fluten.
Daran reihen sich die Sagen von den Seen. Bon mythologischer Bedeutung ist
der See des Paradieses. Er liegt hinter einem sehr hohen Berge, dem Glasberg,
seine Wellen glitzern wie Silber, goldene Schwäne schaukeln darauf, eiu goldener Schlüssel
liegt auf feinem Grund, der das Himmelsthor öffnet, nur ein goldener Schwan kann ihn
aus der Tiefe holen. Der Däumling (?alöek) bringt den Menschen znm Glasberg
und an den See des Paradieses. Dorthin versetzt das Märchen auch das Schlaraffen-
land, Jndija genannt. Andere Sagen enthalten Erinnerungen an die Entstehung und
den Abfluß der Seen. Durch das Christenthum wurden sie in ethische Sagen verwandelt,
welche die Entstehung der Seen als Strafe für den Frevelmuth der Menschen hinstellen
(Veldes, Feistritz bei Stein). Auf des See's Grund ruht eiue Glocke, dereu sanfte Töne
man in stillen Mondnächten aus der Tiefe klingen hört. Anstatt der versunkenen schickt
der heilige Vater eine neue Glocke mit so kräftigem Segeu, daß jedem, der au ihrem
Strange zieht, alle Wünsche in Erfüllung gehen: es ist das allbekannte Wnnschglöcklein
von Veldes. In die Entstehung des Zirknitzer See's ist ein mit Hero uud Leander gleich-
lautendes Motiv verflochten. Aber in der Seen Tiefe haust auch der Lindwurm
Wenn er sich aus dem See erhebt, entsteht ein gewaltiges Gewitter. In der
Kauker, bei Neumarktl, wo er einen Felsabsturz uud die Verschüttung des alten Marktes
unter der Kosuta bewirkte, in der Wochein, bei Logatec finden sich Sagen vom Lindwurm.
In hohem Grade verbreitet ist der Glaube an den Volkodlak (Werwolf). Die
Volkodlaki sind verzauberte Menschen, die solange Wölfe sein müssen, bis sie Jemand
befreit, oder die hier und da bei Nacht sich in Wölfe verwandeln, bei Tag aber ihren
menschlichen Beschäftigungen obliegen. Durch Darreichen von Brot, der Gabe Gottes,
können sie erlöst werden. Die Reisnitzer Gegend ist besonders reich an Sagen vom
Volkodlak. Dieser bedeutet auch den Vampyr. Darunter versteht das Volk solche Ver-
storbene, die im Grabe nicht verwesen, sondern dort fortleben von dem Blute ihrer
Verwandten, die sie des Nachts aussaugeu. Die von einem Vampyr Heimgesuchten siechen
langsam dahin und werden ebenfalls Vampyre. Man kann sich des Vampyrs erwehren,
indem man Erde von seinem Grabe oder sein Blut in Speisen mischt und genießt. Will
man einen Vampyr befreien, so mnß man das Herz des Leichnams mit einem Pfahle aus
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book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch