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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kärnten und Krain, Volume 8
Page - 383 -
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383 Weißdorn durchstoßen. Der Vampyrismns hat sich bis heute so lebendig erhalten, daß er im benachbarten Jstrien sogar das Einschreiten des Gerichtes zur Folge hatte. Volkodlak und Vampyr führen local auch die Namen Premrl (der Erstarrte) uud Vedomec (der Wissende). Gemeiniglich aber ist Vedomec das persönlich gedachte Irrlicht. Gleich häufig ist der Glaube an Zauberer, Zauberinnen und Hexen. Verwandt mit Volkodlak ist Mora, die Todesgöttin der alten Slaven, die heut- zutage nur noch als ein die Schläfer ängstigendes Gespenst gefürchtet wird (der Alp, die Trud). Andere Dämonen von geringerer Bedeutung sind uoch Netek, der Vielfraß, Glodez, das Nagegespenst, welches die Weiber bis auf die Knochen benagt, wenn sie in der Christnacht über elf Uhr spinnen, Knrent, der Bacchus der Sloveueu, Torka (oder Torklja), die den Hausfrauen den Spinnrocken verwirrt, wenn sie in den Qnatember- zeiten die häuslichen Arbeiten nicht lassen können, Jnterman, der vor Sonnenaufgang den Thau über die Wiesen streut, Mitalo, eiu Dämon in Hnndsgestalt, der Stürme auf dem Meere erregt zc. Eine eigene Gruppe bilden die Schlangenmärchen. Die Hausnatter (vx, vc>/), schützt das Hauswesen vor Unglück. Die Kinder gedeihen, solange sie ihren Antheil Milch erhält; wird sie erschlagen, so müssen auch jene bald ihr jnnges Leben lassen: sie ist der Genius des Hauses. In gesteigerter Auffassung ist sie die Schlangenkönigin (kaöja kraljiea), die Mutter aller Schlangen. Sie trägt eine Demantkrone, deren Zauberkraft den Gegenstand, zu dem man sie legt (Getreide, Gespinnst, Geld), niemals ausgehen läßt. Dem Menschen ist sie wohlgesinnt und schenkt ihrem Wohlthäter einen Zauberriug, der dem Besitzer alle Wünsche erfüllt. Doch furchtbar rächt sie sich als weiße Schlange (tiela kaöa) an dem Schlangenbeschwörer, der mit seiner Pfeife Schall alle Schlangen in den Bannkreis des Feuers lockt und vernichtet: sie reißt ihn mit sich in den Flammentod. Die Schlange ist endlich eine verzauberte Jungfrau und hütet unterirdische Schätze. Im Laufe der Zeiten haben viele Märchen die mythische Bedeutung völlig eingebüßt. Sie wurden die Form, in welche das Volk seine ethischen Anschauungen kleidete, wohl auch seinen Witz und Humor spielen ließ. Zu deu ersteren gehören die Teufelssageu. Der Teufel ist infolge der Christianisirnng eingedrungen und hat den Gewitterdrachen ersetzt. Doch diese Auffassung wird ganz verdunkelt durch die ethische Bedeutung des Höllenfürsten. Das ethische Märchen stellt sich überall ans Seite des Rechtes und führt zu dem von der Volksmoral geforderten Ende. Besondere Erwähnung verdienen jene Märchen, die den Ursprung vou Gegenständen in der Natur oder deren Eigenschaften angeben, z. B. von den drei Schwesterflüssen Drava, Sava, Soca; warum die Slovenen mit Vorliebe das Haidekorn anbauen; wie die Biene entstanden und warum die Linde ein so schöner Baum ist. Jeder Mensch hat einen Stern; derselbe
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Kärnten und Krain, Volume 8
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Kärnten und Krain
Volume
8
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
16.41 x 23.03 cm
Pages
532
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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