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Kämpfen brachten sie die Gestalt des Kräljevie Marko, des Hanpthelden im serbischen
Liederschatz, in die Heimat, ebenso des Vvjvodeu Jauko (Johauu Huuyady), des
glorreichen Türkenbesiegers. Bei weitem volkstümlicher jedoch ist der in Lied und Sage
gefeierte Kralj Matjaz. Ein ganzer Sageneyelns hält diese Gestalt umschlossen. Von
ihm singen vier Lieder. Das erste berichtet, wie der Held seine nenvermählte Gattin
Alencica ans den Händen der Türken errettet. Drei Tage ist er vermählt mit ihr. Da
ruft ihn der Krieg an die Grenze. Während seiner Abwesenheit wird jung Alenkica von
hurtigen Rennern geraubt. Als er es vernommen, eilt er auf laufbewährtem Rosse
hiuab ins tiefe Türkenland. Dort uuter „grünen Liudeu drei" drehen sich die Türken mit
Alenciea in fröhlichem Tauze. Er zahlt den Tanz mit einem gelbeu Matjäz-Dncaten und
führt fein Alenciea zum Reigen. Während des Tanzes gibt er sich zu erkeuueu:
Matjaz haut beider Seiten drein,
Sie duckt sich beider Seiten fein,
Nach Blitzesart sein Säbel geht,
Zu Schwaden wird das Korn gemäht,
Tas Heu sinkt hinterm Mahder ein
Und hinter ihm der Türk in Reih'n."
Im zweiten Liede erfahren wir, daß Kralj Matjaz im vierten Feldzuge von den
Türken gefangen und von Marjetiea, des Türkenkaisers jüngstem Töchterlein, befreit
wnrde. Das dritte führt den Helden in die Unterwelt, wo er durch seiner Fiedel Spiel den
Höllenfürsten erweicht, daß er ihm gestattet, seine Gemalin mitzunehmen. Da sie aber
unterwegs gegen das Verbot zn sprechen begann, mußte sie wieder iu die Unterwelt zurück.
Der Schauplatz des vierteil Liedes ist das weiße Cilli, das heitere Städtchen der lebens-
frohen Cillier Grafen. Kralj Matjaz büßt sein unrechtmäßiges Verlangen nach einem
Bürgersweib mit dem Tode. Die erste» drei Lieder berge» ohne Zweifel mythischen
Inhalt. Der Name unseres Heldeu ist der des großen ungarischen Nationalkönigs
Matthias Corviuus (1458 bis 1490), auf den das slovenische Volk die ruhmvollen Feld-
züge seines Vaters Johann Hnnyady, sowie der mächtigen Grafen von Cilli (Friedrich II..
Ulrich II.) Thun und Treiben übertragen hat. Des Kralj Matjaz junge Gattin Alenciea
ist gleichfalls ein mythisches Wesen. Nach dem Märchen ist sie der Morgenröthe holdes
Töchterlein, das die Rojenice in goldener Wiege geschankelt habeil. Sie ist nicht gestorben,
sondern erhob sich empor zu den lichten Wolken, ihrer ursprünglichen Heimat. Ver-
vollständigt wird das mythische Bild dieser Hauptfigur des Volksliedes durch die in
prosaischer Form erhalteneu Sagen, welche unter Körnten besprochen werden.
SS»
„Er nimmt sie bei der Weißen Hand,
Schwingt sie vor sich aufs Pferd gewandt,
Fliegt übers Feld zum Saveraiu
Wie ein geflügelt Vögelein.
Sein Arm den nackten Säbel schwingt,
Am Griff sich eine Schlange ringt,
Der Spitz' entlodert Feuers Glut,
Matjaz weiß ihu zu führen gut.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kärnten und Krain, Volume 8
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Kärnten und Krain
- Volume
- 8
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.41 x 23.03 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch