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Wein- und Obstgärten, ja hier und da wechseln auch kleine Waldpartien und größere
Forste mit einander ab. Und die Schönheit dieser Landstriche wird noch durch die Umrisse
der am Horizont bläuenden Gebirge erhöht. — Je mehr wir nns aber dem Rinnsal der
Theiß nähern, desto flacher werden die Hügelwelleu, desto eintöniger wird die Landschaft:
die Berge dämmern nur noch als leichte Wolkenstreifen am fernen Horizont, bald tauchen
sie gänzlich nnter, rings umher breitet sich die schrankenlose, uuabsehbare Ebene aus, auf
den Rändern derselben rnht das Himmelsgewölbe. Das ist die wahre Pnszta, die vom
Ocean träumende Steppe, welche von Petöfi verherrlicht wurde.
Lauge Zeit hindurch war die ungarische Tiefebene vom Wasser bedeckt, zuerst war
es ein Salzsee, hierauf folgte ein Meer mit brakischem Wasser und schließlich ein See
mit süßem Wasser. Die Ablagerungen, welche in den letzten Zeitabschnitten des dritten
geologischen Zeitalters stattfanden, treten meistens nur an den Rändern der Tiefebene hervor,
in den inneren Gebieten derselben sind sie fast überall unter den Schichten des Diluviums
uud Alluviums begraben. Die Gefammtmächtigkeit derselben beträgt 100 bis 150 Meter,
an manchen Stellen jedoch blos 15 bis 20 Meter. Die hauptsächlichsten Gebilde derselben
bestehen aus Schotter, Sand und aus jener eigenthümlichen mergeligen lockeren Thonerde,
welche von den Geologen Löß genannt wird.
Der Schotter kommt meistens nur an den Rändern der Tiefebene, in der Nähe der
in dieselbe hineinragenden Bergzüge vor; er besteht aus Geschieben von sehr verschiedener
Größe, es sind Trümmer von Granit, Gneiß, Glimmerschiefer, Porphyr, Trachyt, Basalt,
Quarz nnd Kalk. Unten lagern gewöhnlich die größeren, oben die kleineren Geschiebe, die
endlich nach aufwärts in Sand übergehen. Der qnaternäre Sand nimmt viel größere
Strecken ein; an manchen Stellen kommt er als Flugsand vor, an anderen Orten ist er
mit Thon und Kalk gemengt. Besonders auf dem Landrücken zwischen der Donau uud
Theiß befinden sich sehr große Sandstriche. Der Löß ist am meisten auf der rechten Seite
der Donau verbreitet, aber er tritt auch auf dem Landstriche zwischen der Donan nnd
Theiß und auch auf der linken Seite der Theiß an vielen Orten auf, besonders aber nimmt
er auf den östlichen Rändern der Tiefebene große Strecken ein. Man kann behaupten, daß
die gegenwärtigen Flußbetten der Tiefebene in den Löß eingegraben seien; die Donau hat
sich ziemlich tief in denselben hineingewühlt, die Theiß und ihre Nebenflüsse dagegen
haben sich verhältnißmäßig weniger tief eingegraben, daher ist ihr gegenwärtiges
Jnnndationsgebiet ein so großes. Die Überreste der großen Säugethiere aus dem
quaternären Zeitalter, die Knochen vom Mammnth, Elephant, Urrind, Nashorn,
Auerochs, Hirsch n. s. w., welche man von Zeit zu Zeit aus dem Bette der Theiß, Körös,
Zaghva, Latoreza, Bodrog, Maros und Donau herausfischt, siud in den Sandschichten,
besonders aber in dem bläulich grauen Schlamm des Theißthales eingebettet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch