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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Page - 108 -
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Page - 108 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9

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108 erwähnt, welche dem Alfold Magyareu zur Ehre gereichen, ja ihn in gewisser Hinsicht sogar rehabilitiren. Obgleich die weithin gedehnten Städte und Dörfer der Ungarn im Alsöld aus primitivem Material errichtet und mit feuergefährlicher Bedachung versehen sind, kvmmen daselbst Feuersbrünste doch nnr selten vor. Mit Stroh wird geheizt, ja sogar gekocht nnd gebacken, in deu ungedeckten Ställen brennt das Fener den ganzen Tag und im Kreise nm die Glut her sitzeu die Nachbarn, die Pfeife schmauchend, nnd entscheiden die Geschicke von Stadt und Land. Und trotzdem vergehen Reihen von Jahren, ohne daß in solchem Labyrinth von niedrige«, rohrgedeckten Häusern ein Schadenfeuer ausbräche, und während der letzte« vierzig Jahre ist von der Donau bis zu den Biharer Bergen und von der Mätra bis an die untere Douau hinab in keiner ungarischen Stadt, in keinem größeren Dorfe ein bedeutenderes Brandnuglück vorgekommen. Aus dieser Thatsache läßt sich jedenfalls zum mindesten folgern, daß dieses Volk ordnnngsliebend, reinlich und vorsichtig ist. Aber es geht daraus auch hervor, daß es uicht rachgierig ist und am wenigsten zu heim- tückischer Nache geneigt, da es niemals zum gemeinsten Werkzeuge dieser Rache, zur Brandstiftung greift. Und bricht doch irgendwo ein Fener aus, so wissen diese zimnier- kunstgewaltigen Landleute es bald zu bezwingen; ohne Rennen nnd Schreien, ohne Commandowort sogar hebeu sie stnmm ihre Äxte, in wenigen Minuten sinkt das Dach in sich zusammen und die glühende Flngkohle, die der Sturm entführen will, erstickt in ihrer ehernen Hand. Das Capitel der Rache sei hier noch mit den folgenden Bemerkungen gestreift. Auf dem magyarischen Gebiete des Alföld steht es im Allgemeinen besser um die össeutliche Sicherheit, als diejenigen vermeinen, die das ungarische Volk nur aus Schauerromanen und der Groschenliteratur kennen. Allerdings hat es sich über das Eigenthumsrecht besondere Begriffe gebildet, die mit dem geschriebeneu Gesetz nicht durchaus übereinstimmen; den Jagd-, Fischerei-, Forst-, Weidegesetzen gegenüber findet es sich leicht mit seinem Gewissen ab und hält es für keiu Capitalverbrechen, anzutasten, was die Natnr „nmsonst" hergibt uud „was vou der Blüte aus wächst" (Obstartiges); ja es passirt selbst größeren Landwirthen, daß sie ins verbotene Gehege treiben, so gut wie ihre halbwüchsigen Söhne nicht fragen, wem das Obst gehört, das sie wegstibitzen; das mit Mühe nnd Arbeit erworbene Eigenthum aber wird geachtet, bemakelte Leute werden gemieden, Hehler sind gehaßt und verabscheut. Das leichtblütige juuge Volk, weuu es etwas auszusechteu hat, sucht den Gegner vssen auf, es kämpft mit dem Knotenstock, nicht mit dem Messer. Sogar der Viehhirt bestimmt Zeit und Ort der Begegnung voraus und erscheint zum Kamps mit seinen Knechten. Erst beschießen sich die Gegner mit dem Wurfholze, einem an beiden Ende» zugespitzten Pflocke aus hartem Holz, später greifen sie zn Beilstock (lokas) nnd
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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