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gute Heirat machen kann. Der Jahreslohn eines guten Großknechtes beträgt ohne
Berköstignug 100 bis 150 Gulden, 10 bis 20 Kübel Weizen, l bis 2 Paar Stiefel,
1 bis 2 „Ketten" Kukuruz- uud Kartoffelfeld, er hat ferner die Befngniß bis 3 Stück
Vieh zu halten.
In schwerer Arbeitszeit gibt es täglich vier Mahlzeiten. Zum Mittag- und Abend-
brot Gekochtes, aber nur eine Speise, da man keine Zeit hat, sich „in die Sonne zn
setzen". Zur Vor- und Nachmittagsjause Brod mit Speck oder Topfen. Beim Mähen jeden
Morgen, ja auch unter Tags, Branntwein, denn der kühlt. Jeden Abend Tarhonya-Suppe,
Mittags Hirsebrei, den der Vormäher kocht und auf den er unter den Augen der Genossen
so viel Schmalz verschwendet, wenn sie zusehen, daß er kaum Hände genug hat, nm es
wieder herauszulöffeln, wenn sie nicht hinsehen — denn „morgen ist ja auch ein Tag".
Der „Banda" schmeckt das Essen; kein Wnnder, der Herr Vetter hats ja ordentlich
„geschmalzen". Wenn sie nur wüßteu, wie!
Bei der Arbeit im Weingarten erhält der Hauer seiue Fleischspeise. „Ich stehe nicht
bei Euer Gnaden ein", sagt der Schlaumeier von „armem Mann" in Kecskemöt, wenn ihn
ein filziger Weiugartenbesitzer ruft, „in Euer Gnaden Weingarten sind zu viel Knochen,
meine Haue müßte ganz schartig werden." — „Was? In meinem Weingarten gibt es
keine Spur vou einem Knochen, da kannst du getrost kommen." — „Na, wo es im Wein-
garten keine Knochen gibt, da pflegt man dem Haner kein Fleisch zu geben; da geh' ich
erst recht nicht."
Aus jenem schwarz gedruckten Kalender, dessen Name Arbeit ist, schimmern strecken-
weise die rothen Buchstaben der Festtage heraus, uud von dem nahrungspendenden
Flachland aus, auf dem der Arbeiter sich müht, erblickt mau auch die Kirche. Sie ist der
Mittelpunkt nicht mir des religiösen, sondern in gewisser Hinsicht auch des socialen Lebens.
Das ist auch mit einem Reimspruch gemeint, dessen Alliterationen leider unübersetzbar
sind, den wir daher im Urtext und auch dem Sinne nach annähernd wiedergeben:
ketide,
Lseräa sxerelmide,
^sülörtök esüi-ike,
pitvaraba, Montag in seinen Wochenlohn,
Dienstag in seine Laune,
Mittwoch in seine Liebe,
Donnerstag in seine Scheuer,
Freitag in seinen Hausflur,
Samstag in seine Stube,
Sonntag zweimal ins Haus Gottes!
Der Ungar liebt seine Kirche nnd es thut seiner Seele wohl, wenn er sich in ihr
einmal die Woche nach Herzenslust aussingen kann; aber, ohne gleichgiltig zu sein, ist er
in hohem Grade duldsam. Er ist religiös, aber uicht fanatisch. Die verschiedenen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch