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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Band 9
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120 gute Heirat machen kann. Der Jahreslohn eines guten Großknechtes beträgt ohne Berköstignug 100 bis 150 Gulden, 10 bis 20 Kübel Weizen, l bis 2 Paar Stiefel, 1 bis 2 „Ketten" Kukuruz- uud Kartoffelfeld, er hat ferner die Befngniß bis 3 Stück Vieh zu halten. In schwerer Arbeitszeit gibt es täglich vier Mahlzeiten. Zum Mittag- und Abend- brot Gekochtes, aber nur eine Speise, da man keine Zeit hat, sich „in die Sonne zn setzen". Zur Vor- und Nachmittagsjause Brod mit Speck oder Topfen. Beim Mähen jeden Morgen, ja auch unter Tags, Branntwein, denn der kühlt. Jeden Abend Tarhonya-Suppe, Mittags Hirsebrei, den der Vormäher kocht und auf den er unter den Augen der Genossen so viel Schmalz verschwendet, wenn sie zusehen, daß er kaum Hände genug hat, nm es wieder herauszulöffeln, wenn sie nicht hinsehen — denn „morgen ist ja auch ein Tag". Der „Banda" schmeckt das Essen; kein Wnnder, der Herr Vetter hats ja ordentlich „geschmalzen". Wenn sie nur wüßteu, wie! Bei der Arbeit im Weingarten erhält der Hauer seiue Fleischspeise. „Ich stehe nicht bei Euer Gnaden ein", sagt der Schlaumeier von „armem Mann" in Kecskemöt, wenn ihn ein filziger Weiugartenbesitzer ruft, „in Euer Gnaden Weingarten sind zu viel Knochen, meine Haue müßte ganz schartig werden." — „Was? In meinem Weingarten gibt es keine Spur vou einem Knochen, da kannst du getrost kommen." — „Na, wo es im Wein- garten keine Knochen gibt, da pflegt man dem Haner kein Fleisch zu geben; da geh' ich erst recht nicht." Aus jenem schwarz gedruckten Kalender, dessen Name Arbeit ist, schimmern strecken- weise die rothen Buchstaben der Festtage heraus, uud von dem nahrungspendenden Flachland aus, auf dem der Arbeiter sich müht, erblickt mau auch die Kirche. Sie ist der Mittelpunkt nicht mir des religiösen, sondern in gewisser Hinsicht auch des socialen Lebens. Das ist auch mit einem Reimspruch gemeint, dessen Alliterationen leider unübersetzbar sind, den wir daher im Urtext und auch dem Sinne nach annähernd wiedergeben: ketide, Lseräa sxerelmide, ^sülörtök esüi-ike, pitvaraba, Montag in seinen Wochenlohn, Dienstag in seine Laune, Mittwoch in seine Liebe, Donnerstag in seine Scheuer, Freitag in seinen Hausflur, Samstag in seine Stube, Sonntag zweimal ins Haus Gottes! Der Ungar liebt seine Kirche nnd es thut seiner Seele wohl, wenn er sich in ihr einmal die Woche nach Herzenslust aussingen kann; aber, ohne gleichgiltig zu sein, ist er in hohem Grade duldsam. Er ist religiös, aber uicht fanatisch. Die verschiedenen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Band 9
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (2)
Band
9
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1891
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.56 x 21.98 cm
Seiten
682
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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