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trojanischen Ebene, in denen sie die Grabmäler des Achilles, Ajax und anderer Helden
erkannten. Schliemann hat dieselben dnrchsncht, jedoch ohne nennenswerthen Erfolg. Es
scheint, daß es in der Zeit der Völkerwanderung wieder üblich wurde, über der Asche der
Häuptlinge hohe Hügel auszuthürmen, denn an mehreren Orten, znin Beispiel in Mezö-
Bereny, hat man aus solchen zierlichen goldenen Frauenschmuck zu Tage gefördert, und in
Herpäly einen merkwürdigen silbervergoldeten Schildbuckel mit phantastischen Figuren in
gepnnzter Arbeit, die den Charakter der nnter dem Einslnß des sinkenden römischen Knnst-
handwerks stehenden barbarischen Kunst zeigen. Im Hügel von Gesztered ließ Baron Josef
Vecsey einigen Silberschmuck, eiueu geschlissenen Onyx, einen einfachen Schildbuckel nebst
Schwert der Völkerwanderungszeit ausgraben. Zu Hunderten trifft man die Hügel, die
zum Theil dnrchsncht sind, doch lohnt das Resultat nur in den seltensten Fällen die Mühe
der Schatzgräber, die meistens nichts als morsche Balken, dieselben verbindende rostige
Eisenklammern und allenfalls zerbrochene Urnen finden. Besonders ins Auge fallen die
fünf großen Bühel bei Glogoväez im Araber Comitat, die noch nicht aufgedeckt worden sind.
Übrigens hat mau im Alföld durch Zufall auch urzeitliche Bronzefunde gemacht und
vergrabene Schätze entdeckt. Von großer Bedeutung ist der von Tamässalva im Torontaler
Comitat, im Jahre 1871 ausgegraben. Seine Hauptbestandtheile sind vier Dolche von
ungewöhnlicher Form, zwei Gürtel, drei Lanzenspitzen, zahlreiche Armbänder, Schuppen
und Meißel. Noch merkwürdiger ist der Fund von Hajdn-Böszörmöny, dessen Abbildung
wir auf Seite 25 des erste» Bandes mittheilten. Er wurde 1868 vou Feldarbeiten,
ausgegrabeu, die auf dem Maisfelde des Franz Horväth eine Grnbe für eine Herdstelle
anfwarfen. Der Grundbesitzer Michael Gäl und der Seelsorger Emerich Päpay sendeten
einen Theil des Fundes au die ungarische Akademie der Wissenschaften ein, von wo derselbe
als Deposit ins Nationalmuseum gelaugte, uud zwar vier Schwerter, eine große getriebene
Amphore, drei Hängeschalen, ein Bronzehelm nnd das Bruchstück eines anderen. Vier
Schwerter gelangten in die Sammlung des Debreeziner Kollegiums. Der reiche uud
passiouirte schweizerische Antiquitätensammler Baron Graffenried, einst Rittmeister in der
österreichischen Armee, später in Promontor ansäßig, vermochte davon noch sechs Schwerter
und einige Bruchstücke, ferner zwei Henkel von großen Amphoren und ein Band von einer
Hängeschale zu erwerben. Die Gefäße waren, wie es scheint, zerbrochen nnd der Finder hatte
sie nebst mehreren zerbrochenen Schwertern zu Glocken für sein Haus umschmelzeu lassen.
Die Graffeuried'sche Erwerbung gelangte nach seinem Tode durch Kauf iu das ungarische
Nationalmnsenm, wo sich gegenwärtig aus diesem Fuude zwölf Schwerter befinde»; dem
Vernehmen nach sind aber an jener Stelle insgesammt sechsundzwanzig Schwerter gesnnden
morden. Der Fund stammt, wie die getriebene Amphore und die Schalen beknnden, aus
dem Beginn der Eisenzeit, der sogenannten Hallstätter Epoche, doch weicht die Form der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch