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in grobes inländisches Tuch, ohne Knöpfe und Schnüre, mit Hafteln; die Wohlhabendere»
ließen sich aus ähnlichem Stoffe, uud zwar meist von weißlicher Farbe, da die Türke»
blau und grün streng verboten, Wamms, Hose und Mantel machen. Die silbernen
Schmucksachen und Gerüthe dagegen, zum Beispiel Kopfgürtel der Mädche», Trinkbecher,
Spangen und dergleichen betrachteten die Türke» als so gewöhnlichen Hausrath, daß sie
sie nicht einmal besteuerten.
Nachdem diese Städte so mannigfache Schicksalsschläge mannhaft überdauert,
arbeiteten sie unausgesetzt auf ihre Vergrößerung, Bereicherung uud Verschönerung los.
Der Bund der „drei Städte" hörte zwar auf, sein Andenken jedoch erhielt sich einerseits
zwischen Keeskemet und Nagy-Körös, anderseits zwischen Nagy-Körös uud Czegled, die
gleichsam in Wettbewerb miteinander traten. Die Straßen liefen früher so krumm, als
hätte man die Häuser genan dorthin gebaut, wo eiust die Zelte der Vorfahren gestanden;
von Zeit zu Zeit aber kam eine verheerende Feuersbruust und schuf Raum für
Reguliruugeu, so daß von einer alten Stadt heute kaum mehr etwas übrig ist. Nach uud
nach wurden auch die Moräste, die sich an die alten Stadtkerne legten, ausgetrocknet uud
machten Platz für Vorstädte, wie sie jetzt zwischen der inneren Stadt und den Weingärten
sich hinstrecken. Auch die schöneren, geschmackvolleren Gebäude begannen sich zu vermehren;
doch wurden mit Ausnahme der Kirchen erst in unserem Jahrhundert einige größere,
schönere Bauten aufgeführt. Ja selbst die zweithürmige reformirte Kirche von Czegled, im
Renaissancestil gehalten, rührt nur aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, wogegen
die Kirche zu Nagy-Körös ein ehrwürdiges Denkmal früherer Zeiten ist, allerdings nach
vielfacher Beschädigung durch Ungunst der Zeitläufte, insbesondere anch durch wiederholte
Feuersbrünste, jetzt dermaßen erneuert, daß vom alten Bau nur noch eine große Mauer
und drei Bogen des Schiffes vorhanden und auch die Schwibbogen durch schlanke eiserne
Säulen ersetzt sind. Diese große Kirche steht in ihrer puritanischen Einfachheit noch heute
als ein Denkmal aus der Türkenzeit vor uns. Die Decke ist nicht gewölbt, sondern wnrde
bei der schleunigen Herstellung nach dem letzten Brande nur mit Stnecatur überzogen.
Auch so aber ist die Kirche charakteristischer, als irgend eine im Alsöld (denn die übrigen
haben noch größere Umwandlungen erfahren); darum führen wir sie auch im Bilde vor,
gerade während eines Gottesdienstes. Bedeutender als diese beiden ist die große Kirche
zu Keeskemet, deren schlanker Thurm weithin ins Land schaut. Sie ist die größte unter
den Kirchen der „drei Städte", freilich auch nicht mehr alt und dermaßen umgestaltet,
daß es schwer hielte, ihren ursprünglichen Stil und dessen gelegentliche Wandlungen
festzustellen. Der Pnritanismus des reformirte« Bekenutuiffes hat ihr seinen Stempel auf-
geprägt. Mehr Interesse in kunstgeschichtlicher Hinsicht bietet die Kirche der Franciscaner,
au die man später die St. Antonskirche angebant hat, jedoch so, daß der Kunstkenner
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch