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Pferde wegen ihres leichten Ganges berühmt sind, eine Rinderherde von Esakyscher
Zucht, eine Schweineherde und eine edle, fast 10.000 Stück zählende Schafherde beleben
die Weidegründe. Der Eichenwald enthält einen werthvollen Wildstand von etwa
300 Stück Damwild und eine große Menge von Fasanen. Die Einwohnerzahl beträgt
jetzt 1872 Köpfe. Die Besiedlung hat von den Comitaten Säros, Zemplen, Ärva, ja von
Galizien her stattgefunden, aber die Sprache der Lente ist jetzt die magyarische. Sie haben
ihren eigenen Richter und Notar, denn sie bilden eine Großgemeinde, ihren eigenen Seel-
sorger mit eigener Kirche, auch eine Schule mit zwei Lehrern. Sogar ein Postamt hat
diese Pnszta und darin eine Postsparkasse, deren jährlicher Umsatz an die 30.000 Gulden
beträgt. — Wie gesagt, die Pnszta ist aus einem Dorfe entstanden. Die Cultur macht sie
wieder zum Dorfe. Unserer Zeit ist die Aufgabe zugefallen, diese Umwandlung zu
bewirken und die Versäumnisse von drei Jahrhunderten gut zu machen.
Das Werk der Vernichtung war rasch gethan. Eine türkische Schar brauchte in
einem Dorfe nur ein paar Stunden lang zu sengen und zu plündern, um es für Jahr-
hunderte zur öden Puszta zu machen; nun aber dauert es Jahrhunderte, bis die vielen
Ruinen wieder als Gebäude dastehen und neue Dörfer auf den alten Stellen erwachsen
werden, um Zeugniß abzulegen von der Kraft, der Entwicklung, dem Gedeihen der Nation.
Rüstig geht die Arbeit vorwärts. Die geeignetsten Colonisten sind in dieser Hinsicht
unstreitig die Jazygier und Knmanier, die laut dem Zeugniß der Geschichte am längsten
das Nomadenleben geführt, am spätesten sich in Städten niedergelassen haben. Die
Gemeinden Kerekegyhaza, Jäsz-Kara-Jenö, Lajos-Mizse sind hervorragende Proben
ihrer kolonisatorischen Fähigkeit. Wie es dabei zugegangen, sei wenigstens an einem
Beispiele gezeigt.
Lajos-Mizse war noch vor zwanzig Jahren eine vollkommene Einöde an der
Bndapest-Kecskemeter Landstraße, einerseits von Keeskemet und Nagy-Körös, anderseits
von Pnszten begrenzt, Eigenthum des Eompossessorats von Jäszbereny, wie das anstoßende
Bene den Jäszladänyern gehörte. Das Gebiet Beider bildete etwa 50.000 Joch bloßer
Hutweide. Ein Pnsztenrichter, von der Stadt Jäszbereny delegirt, stellte die höchste
Obrigkeit vor. Die Bürger der Stadt besaßen den Acker gemeinsam und benutzten ebenso
die Weide. Der Boden ist znm Theil sehr fruchtbar, aber auch dieser Theil wurde nicht
bestellt. Die Pferde hatten ihre eigene Weide, deßgleichen die Rinder- und die Schafherde.
Jeder Bürger vou Jäszbereny dnrfte im Verhältniß zu seinem im Orte befindlichen
Grundbesitz Vieh anf die Weide schicken. Der Boden der Puszta war eigentlich die
Appertinenz des städtische» Grundes von Jäszbereny. In ihrem ganzen Bereiche gab es,
außer dem Hause des Pusztenrichters und den Hütten der Hirten, kein anderes Gebäude,
als einen großen Gasthof an der Landstraße. Vor der Eröffnung der Eisenbahn reisten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch