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Ort der Urreligion gewesen sein. Man hat es zwar neugetauft auf Hejö-Szentpeter,
aber das Volk der Theiß hat dieseu Namen nicht in Umlauf gebracht. Jgr iczi war eiu
Wohnort von Spielleuten (IisZeäüs, ^oeulatvr), denen die magyarische Mythologie die
Rolle von Priestern und Sängern zuschreibt.
Ein Enkel des heidnischen Tonnz-Aba gründete die Abtei Tomajon, um für die
Sünden seines halsstarrigen Ahnen die Verzeihung Gottes zu erlangen. Auch anderwärts
in Ungarn verdankt manches der ältesten Klöster seine Entstehung der Pietät, Versöhnung
zu wirken. Ebendies mag im Mätra-Grnnde der Fall sein. Übrigens durfte auch das
Alföld nicht ohne Kloster bleiben, da der Magyare schon zur Zeit Ladislaus' des Heiligen
es für adelige Tilgend gehalten, die Mönche zu schirmen. Da ist das Kloster zu Szäzd
(Borsod), an das sich Erinnernngen aus der Zeit der Feldherren Geza und Ladislaus
knüpfen. Szäzd, seither von der Theiß hinweggespült, führte noch im Jahre 1400 den
Vornamen „monostoros" (ein Kloster besitzend). Die zweithürmige mittelalterliche Kirche
der Abtei Porosz lö (in Heves) war eines der beliebtesten Heiligthümer der Theißgegend.
Die Abtei von Debrö hat mit ihrer malereigeschmückten Unterkirche den Stürmen der
Zeit getrotzt. Das Kloster zu S a a r wurde von König Samuel Aba gebaut. Es war sein
Lieblingsaufenthalt und steht noch jetzt, dient aber freilich längst als landwirthschaftliches
Gebäude. In einem der dazugehörigen Keller, wo die Mönche die Leiche des in einer
Schlacht an der Theiß gefallenen Königs zur ewigen Ruhe gebracht hatten, ist die Juschrift-
tafel, welche die Grabstelle bezeichnet, noch jetzt erhalten.
Was die einzelnen Gemeinde- oder Pfarrkirchen betrifft, so werden sie schon durch
den heiligen König selbst gegründet, der die Verordnung erläßt, daß je zehn Gemeinden sich
zum Bau einer Kirche vereinen. Die Zahl derselben nahm rasch zu, da der Adel in dieser
Hinsicht mit den Bischöfen wetteiferte, deren Güter aber zum großen Theil auch am Fuße
der Mätra lagen. Von ihren Kirchen entlehnten den Namen in Borfod: Fejeregyhäza
(Puszta), Szent-Jstvän, Sajö-Petri, in Heves: Tarna-Szent-Miklös, Szög-Szent-Jvän.
Die blühendste Zeit des religiösen Lebens war hier das XIV. Jahrhundert, aus dem mehr
als fünfzig Kirchen, die einen Geistlichen hielten, bekannt sind.
Jetzt treiben die Ortschaften dieses Gebietes sämmtlich lebhaften Landbau auf ihren
fruchtbaren Feldern, während an den einzelnen Brennpunkten des Bezirkes auch locales
Gewerbe und Handel ziemlich gut gedeihen. Ein besonderer Aufschwung ist auf alleu
Gebieten seit 1848 wahrzuuehmeu, in welchem Jahre die Aufhebung der Leibeigenschaft
auch dem Volke des Ackers eine ganz neue Welt erschloß. Die seit dem Ausgleich vou 1867
verflossenen 22 Jahre freien Verfassungslebens brachte» auf den Gebieten sowohl der
geistigen als der materielle» Enltnr einen außerordentlichen Fortschritt zuwege. Die ganze
weite Gegend befreite sich aus der Jfoliruug ihres früheren Daseins und trat ein in den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch