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verdanke also Harangod seinen Namen. Die hölzernen Thürme sammt ihren Glocken sind
längst verschwunden, die Überreste der Schanzwerke aber sind auch heute noch fast überall
zu unterscheiden.
Der Taktaköz (Zwischenland der Takta) heißt nach der Takta, jenem außerordentlich
gewundenen trägen Flüßchen, das sich vor Zeiten unterhalb Tokajs, in der Gemarkung
von Tisza-Ladäuy, von der Theiß, hier schon berüchtigt wegen ihrer langsamen Strömung,
losriß, um nach einer großen Krümmung gegen Norden etwa 40 bis 42 Kilometer
weiter unterhalb wieder in den Schoß des Mutterstromes zurückzukehren. Auch dieser hat
mittlerweile sein niedrig geböschtes Bett unter zahllosen und großen Windungen in die
hier erreichte, uugemein schwach geneigte Ebene eingefurcht. Das muthwillige Überschwellen
der Theiß ist durch die Stromregulirung schon vorlängst eingedämmt worden, die Takta
jedoch, — seitdem die Stelle ihrer vormaligen Abzweigung versumpft uud besonders durch
die Regulirung verschüttet ist, nur noch durch ihre eigenen Wiesenquellen, die zur Regenzeit
uud in der Schneeschmelze vorbeilaufenden Gebirgsbäche, sowie durch den Ond-Bach
genährt — schweift noch immer frei umher. Wie häufig sie ihren Lauf ändert, das beweisen
klar geuug ganze Reihen von Halbmond- oder hufeisenförmigen Teichen, größeren nnd
kleineren, mit dichtem und ausgedehntem Röhricht, in welchem unzähliges Wassergeflügel
herrlich gedeiht, während dadurch dieses inselartige, länglichrunde Gebiet, über dem nur
die mehr oder weniger hohen Thürme von nicht mehr als sechs Gemeinden emporragen,
in ein förmliches Labyrinth verwandelt wird.
Was die Gestaltung der Oberfläche dieser beiden Abschnitte betrifft, ist der Taktaköz
im Ganzen uud Großen als ein Bodenrücken von geringer Erhebung zu bezeichne», der,
von zwei Flüsseu eingefaßt, gegen deren Ufer hin immer tiefer einsinkt; der Harangod
hingegen bildet eine seitwärts gekippte abschüssige Fläche, deren nördliche nnd längs des
Hernäd gelegene Theile die höchsten, die von der Theiß und Sajö begrenzten dagegen die
niedrigsten und flachsten sind. Wie wenig er aber durch diese Abschüssigkeit seiueu Alsöld-
Charakter verliert, geht zur Genüge daraus hervor, daß die Extreme seiner Meereshöhe
(92 und 249 Bieter) über 40 Kilometer von einander entfernt sind.
Die Landschaft stellt sich, von jeder Seite gesehen, anmuthig, ja überraschend dar.
Die mittleren Theile der Harangoder Pnszta, in westöstlicher Richtung dnrch eine sehr
gute Landstraße und eine am Fuße des Hegyalja-Gebirges sich gabelnde Eisenbahn durch-
schnitten, sind nach allen Seiten mit baumreichen Puszteu, Tauyas und Meierhöfen bedeckt,
alles Knotenpunkte der das Gebiet ausfüllenden werthvollen Herrschaften und Ökonomien,
während die eigentlichen Ortschaften sämmtlich an die Ränder gedrängt sind, am dichtesten
längs der diesseitigen Abhänge der niedrigen Berge, sowie der Flüsse Hernäd und Sajo,
am spärlichsten längs der Theiß. Die nach allen Richtungen laufenden, schnurgeraden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch