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Unter den Königen aus dem Mannesstamm des Ärpädenhanses war Debreezin
schon eine so mächtige Stadt, daß es unter der Anführung seines eigenen Bnrghauptmanns
Audreas Dözsa von Debreezin dem König Andreas II. eine ganze Kriegsschar nach
Palästina mitgeben konnte; dafür erhielt es sein erstes Wappen, das gleichbedeutend ist
mit einem Privilegium. Weiterhin bis unter Karl Robert blieben die Dözsas von Debreezin
erbliche Herren der Stadt. Zur Zeit des Matthias Dözsa ergriff Debreezin die Partei
Karl Roberts und half die Kronprätendenten nach einander niederschlagen, zuerst Otto
den Baier, dann Matthäus Csak, zuletzt Leo, König von Galizien; dafür stieg es dermaßen
in seinem Ansehen, daß sein Burghauptmann Matthias Dözsa von Debreezin erst
Obergespan von Szaboles und Bihar, dann Wojwode von Siebenbürgen und schließlich
Palatin von Ungarn wurde. Auch die Stadt selbst gewann erhebliche Privilegien, welche
unter einer Reihe von Königen (Ludwig der Große, Sigismund, Wladislans) noch
erweitert wurden.
Die Bürger Debreezins erhielten gleichen Rang mit denen von Ofen; sie durften
mit ihren Waaren im ganzen Lande zollfrei Handel treiben und es war nicht zulässig, sie
für welches Vergehen immer vor eine andere Behörde zu stellen als vor ihr eigenes
gewähltes Stadtgericht, welches das Recht über Leben und Tod hatte, und was das
bedeutsamste Privilegium Debreezins war, sogar sein Gebiet wurde als Asyl erklärt für
jeden Hörigen, der sich dort niederlassen wollte. Dies brachte ein rasches Wachsthum seiner
Bevölkerung mit sich. Für das hörige Volk der ganzen Gegend war das Gebiet von
Debreezin das einzige freie Land, wo die Herrenmacht der Obergespane nnd Grundherren
aufhörte. Auch Debreezin selbst hatte zwar einen Grundherrn, aber seine Bürger leisteten
niemals die Robot, sondern zahlten seit unvordenklichen Zeiten 2.000 Gulden Taxe, wofür
sie freie Herren in ihrer eigenen Stadt waren. Diese Freiheit bildete die Ringmauer
Debreezins.
Denn niemals war es mit einem steinernen Wall umgeben, obgleich ein Beschluß des
Königs Sigismund dies verfügt hatte. Ein Graben nnd ein Zaun mit Wachtthürmen aus
Luftziegeln bildeten die Umwallnug und bot selbst gegen Buschklepper keiueu ausreichende»
Schutz, wie denn auch thatsächlich mehrmals Einbrüche von Raubgesindel stattfanden, das
sich in verworrenen Zeiten zusammengeschart hatte; aber die Einwohner schlugen solches
Raubvolk mitten auf ihrem Marktplatz zu Schanden nnd den Anführer einer solchen
Empörerbande, den zu geschichtlichem Ruf gelangten großen Karaeson, den „schwarzen
Mann", ließ der Richter vou Debreezin sogar an Ort und Stelle köpfen.
Diese imposante Entwicklung Debreezins wird dadurch noch bemerkenswerther, daß
es in seiner unmittelbaren Nähe Großwardein hatte, die glänzendste unter den fünf großen
Städten des Landes, Wohnsitz von Königsbrüdern und Königssöhnen, auch Bischofssitz,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch