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Wächterin des Grabmals Ladislaus des Heilige» und überdies mächtige, wohlumschanzte
Festung. Großwardein zog den glänzenden, kriegslustigen Adel an sich, Debreczin den
einfachen, arbeitsamen Bürger.
Das Lehensverhältniß, welches nach einer bestimmten Geldleistung geregelt war,
ging uach den Dözsas auf den Serben Georg Brankovics, dann auf Johann Hnnyadi
über; jener erhielt es von König Sigismnnd als Pfand, dieser von der Nation als
patriotische Belohnung. Ein halbes Jahrhundert blieb die Familie Huuyadi Herriu
Debreezius; König Matthias I. lohnte die Treue der Stadt sogar durch Befreiung von
den Abgaben nach den Ärarialeinkünsten, desgleichen durch Befreiung ihrer Kaufleute von
alleu Zölleu im Lande, wogegen die Stadt das Manthrecht an der Überfuhr des Hortobägy
gewann. Zuletzt, durch einen Erlaß vom Jahre 1477, übertrug er sogar das Recht des
Waareuansenthaltes und Stapelplatzes für das Land jenseits der Theiß von Großwardein,
dem es bis dahin zugestanden, auf Debreczin, dessen Treue gegen seine Mutter und
Familie er schon früher in eiuem anderen Diplom dankbar anerkannt hatte. Durch diesen
Act wnrde Debreczin das, woranf sein Aufschwung beruht, eine dnrch ihre Märkte
berühmte Handelsstadt, wo ehemals, so wie jetzt, die gewerbe- und handeltreibende Classe
als die voruehme galt. Uud diese Classe war stets magyarisch, Unternehmungslust uud
Geschäftsgeist gingen in ihre Natnr über, sie überließ den Gewinn wahrlich keiner fremden
Hand. In den Chroniken finden sich einzelne Daten, etwa daß es blos zwölf Griechen
gestattet war, in der Stadt Geschäfte zu gründen, aber auch nur mit dem Beding, daß,
wenn einer davon starb, kein Grieche sich an seiner Stelle ansiedeln durfte. Während der
„Freiheit", wie man die Landesmärkte nannte, durften alle Völker der Welt in Debreczin
ihre Waaren verkaufen; da kamen sie denn auch aus fremden Landen herbei, walachifche
und türkische Krämer und polnische Handelsleute, und schlugen einen ganzen Bazar auf
mit Saffian-, Seiden- und Mnsselinwaaren. Außerhalb desselben aber durften nur die
Debrecziuer Bürger die „Stände" anfüllen, während sie ihrerseits die Besngniß hatten,
ihre Waarenzelte sogar in Stambnl aufzuschlagen.
Die vervollkommnete Industrie uud der Handel mit den Erzeugnissen derselben
nach fernen Ländern mußteu schon in früherer Zeit den Volksgeist dieser Stadt mit aus-
gedehnteren Kenntnissen bereichern. Die wohlhabenden Bürger schickten ihre Söhne
anfangs nach Krakan auf die Akademie; dabei aber gründeten sie auch daheim Schulen
mit weltlichen Lehrer», nach denen eine der größten Straßen der Stadt noch jetzt
Lehrergasse (mesterute?a) heißt.
Nach dem Aussterben der Hnnyadis fiel die Grnndherrenmacht über die Stadt den
Szapolyais zu. König Johann (Szapolyai) bekleidete mit diesen, Besitztitel im Jahre 1535
seinen mächtigen Anhänger Valentin Török von Enying. Dieser historisch so bedeutsame
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch