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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Page - 316 -
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316 spricht, überlegt er erst wohl und faßt es dann in gewählte Worte, in deren Aussprache er sogar dem Magyarischen der Bühne und Kanzel am nächsten kommt. Er macht nicht leicht Bekanntschaften, daher man auch von einem Menschen, der den nicht sieht, den er nicht sehen will, zu sagen pflegt: er habe „ein Debreeziner Auge". Seiue Tracht ist eiu einfaches magyarisches Gewand von blauem Tuch, in früherer Zeit bei Regenwetter ein grüner „Crispin" mit rothem Kragen, in der Hand trägt er einen langen Spazierstock, auf dem Kopfe einen breitkrämpigen Hut mit spitz gerundetem Kegel. Kette und Knöpfe von Silber trägt er nur an Festtagen. Der „Civis" mit einem Vermögen von 100.000 Gulden kleidet sich genau so wie die Übrigen. Die Handwerker der verschiedenen Gewerbszweige tragen gleichsam eine Uniform. Der Landwirth und sein Gesinde, der Selcher, Metzger, Schuster, Gerber, Maurer, Zimmermann, Filztuchschläger, Kürschner, Hutmacher u. s. f. tragen an Sonn- und Feiertagen Kleider von ganz verschiedenartigem Schnitt und Farbe, so daß man das Gewerbe eines Jeden an seiner Tracht erkennen kann. Es gibt Familien, die so ausgedehnt sind, daß man sie schon ein „Heer" (Ka6) nennt. Uud den Titel eines Debreeziner „Civis-Bürgers" darf Einer nicht mir so nach Belieben annehmen; nicht einmal" die Geburt gibt noch dieses Recht. Selbst der Sohn eines Civis-Bürgers wird erst dann ein solcher, wenn er den schweren, strengen Eid ablegt, an König und Vaterland, an der Stadt Debreezin und allen ihren Privilegien treulich festzuhalten bis an seinen Tod. Darüber wird ihm ein Diplom ausgestellt und dafür bezahlt er eine Taxe. Der Civis-Bürger von Debreezin ist allerdings stolz, — stolz ans seine Stadt, seine puritanischen Sitten, seinen Vermögens stand, seine Intelligenz und auf seine Obrigkeiten; dabei aber weiß er, was sich ziemt, erweist Jedem die ihm gebührenden Ehren und ist gastfrei, obgleich er sich allerdings seine Leute wählt. Die weniger wohlhabende Classe der Bürgerschaft findet man am besten unter den Marktzelten. Ein solcher Markt ans diesem oder jenem Platze der Stadt ist förmlich eine ethnographische Ausstellung der typischen Volksfiguren von Debreezin. Da sieht man in den langen Gassen von Leinwandzelten den Schneider des tulpengestickten Szür, den Gnba- Schneider, den Künstler der bunt ausgeuähteu Bunda, den Kürschner, den Autor der schaftgewaltigen Stiefel, der auch jetzt noch in einer besonderen Halle verkauft, den Töpfer mit seinen glasirten Krügen und überdies Alles, was zur Befriedigung des menschlichen Magens dient: eine ganze Gasse voll würdiger Bearbeiter des Schweinefleisches, Basteien von Speck, Hügel von Bratwürsten und Salami-Batterien mit gezogenen Rohren. Zwischen ihren Zelten sehen wir die berühmten Debreeziner Lebkucheubäcker und — die wir zuerst hätten erwähnen sollen — die Marktweiber von Debreezin, welche gewaltigen Wuchses dasitzen, die Bäckerinnen der Stritzel, Strndel, Prügelkrapfen, die Verkäuferinnen von
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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