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gemischten Hügel, der eine Kirche oder ein Schloß gewesen sein mag. Bon vielen
Dörfern ist nicht einmal so viel übrig geblieben; der bloße Name ist Alles, wie in alten
Schriften sich verzeichnet findet. Darnm gibt es auch in diesem weiten Bezirke Alles in
Allem nur zwanzig Städte und Dörfer. Und doch mußten der gnte Boden, die aus-
gedehnten Weideplätze, der einst reiche Wildbestaud und der vor der Theißregnlirnng
vorhandene ungeheure Fischreichthum von den ältesten Zeiten an eine mächtige Anziehungs-
kraft für die Bevölkerung gehabt haben. Es beweisen dies die Funde aus den zahlreichen
Ansiedlnngen der jüngeren Steinzeit, sowie die Reste der Bronzeperiode. Auch Münzen
der Römerzeit finden sich mitunter, ein Beweis, daß die Gegend auch dazumal bewohnt
war und die angesessenen Barbaren in Handelsbeziehungen zu den benachbarten Provinzen
standen. Sehr dicht und wohlhabend mag die Bevölkerung in der Ärpädenzeit gewesen
sein, denn Münzen aus dieser Zeit, nicht selten sogar Goldmünzen, werden dnrch den
Pflug noch jetzt oft und an sehr vielen Stellen an den Tag gefördert.
Die interessantesten unter den erhaltenen historischen Denkmälern sind die Erdhügel
(siehe oben), deren Zahl sich auf mehr als zweihundert beläuft. Ihr Ursprung verliert
sich im Dunkel der Urzeit. Wissenschaftlich untersucht sind sie nvch nicht, unzweifelhaft
scheint nur, daß sie gleich den sogenannten „Csörszgräben" (von denen schon die Rede
war) Bauten irgend eines unbekannten Urvolkes sind, welche dann auch vou späteren
Eroberern als Bestattungsort und zu religiösen oder militärischen Zwecken benützt wurden.
Jetzt aber sind ihre luftigen, mit wilden Blumen bedeckten Kuppen sehr geeignet, dem
Sohn einer späteren Zeit als Standplatz zu dieueu, vou dem aus er über die majestätische
endlose Ebene Hinblicken kann und sich verträumen in längstvergangenen Zeiten und
eiuer fernen Zukunft .. . Sie liegen sämmtlich am Wasser, obgleich am Fuße von vielen
nur noch eine fodahaltige trockene Vertiefung zeigt, daß anch da einst Wasser gestanden
oder geflossen. In der Regel haben sie eine schöne Kegelform bei 6 bis 7 Meter Höhe,
an der Basis einen Durchmesser vou 40 bis 60 Meter und 7.000 bis 11.000 Cubikmeter
Erdinhalt. Die „Lapouyags" sind weit niedriger und in ihrem Innern hat man in mehreren
Fällen einen aus Lehm fest gestampften Herd und anf diesem verbrannte Knochen, Asche,
Bruchstücke vou groben Gefäßen und barbarische Schmucksachen gefunden.
Selbst aus der Epoche der Hajducken sind nicht viele historische Denkmäler erhalten.
Ihre aus Erde und Holz errichteten Befestiguugeu sind vernichtet, die mit Schießscharten
versehenen Ziegelmanern und Ringwälle, mit denen sie ihre Kirchen umgaben, sind in
neuerer Zeit meist gleichfalls zerstört worden, in den Archiven der Städte jedoch werden
einige interessante Denkmäler aufbewahrt: die Bocskay'scheu Schenkungsbriefe, andere
Privilegienurkunden, die schmuckreichen Zuschriften der türkischen Paschas und die alten,
in schönem Ungarisch abgefaßten Protokolle, welche kurz nach der Anfiedlung der Hajdncken
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch