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wierigen Unterhandlungen, mnrrend und unmuthig zwar, theils in ihre Sitze znrückzogen,
theils Sold nahmen, während einzelne ihrer Abtheilungen fortfuhren, bewaffnet umher-
zuschweifen. Die Hajduckeu behielten, anch nachdem sie seßhaft geworden, ihre militärische
Organisation, so daß der „Kapitän" das Haupt sogar der Civilverwaltuug war. Im
Frieden schlössen sie sich keinem Herrscher fest uud dauernd an, im Kriege aber standen sie
meistens unter den Fahnen der Fürsten von Siebenbürgen.
So bei der Wahl Gabriel Bäthorys, wo sie die Furchtbarkeit ihrer Macht besonders
bewiesen und es offenbar wurde, daß ohne ihre Hilfe überhaupt keiu siebeubürgischer Fürst
auf dauernde Herrschaft rechnen könne. Nach Homonnays Tode standen sie nämlich zu
Bäthory, der ihnen unter Anderem gelobte, „die wahre calvinistische Religion aufrecht zu
erhalten". Als sie aber ihre Erwartung nicht erfüllt sahen, wurden sie wieder aufrührerisch,
bis sie, durch neue Versprechungen gewonnen, abermals ins Lager gingen und in kurzer
Zeit einen großen Theil Siebenbürgens, das von dem tyrannischen Fürsten abgefallen
war, wieder seiner Macht unterwarfen.
In der neuerlichen Homonnay'schen Bewegung trennten sich die Hajducken und
kämpften theils für Homonnay, theils für Gabriel Bethlen. Ähnlich thaten sie später in
der gegen Georg Räköczy gerichteten Empörung, bis sie zuletzt doch ganz auf Rüköezys
Seite traten, dem sie in dem kritischen Jahre 1636 nnter ihrem tapferen Hauptmann
Jakob Györy durch ihren tollkühnen Angriff auf die furchtbar überlegene türkische Macht
den Thron retteten. Sie hielten auch zu ihm in seinen Kämpfen 1644 bis 1645, und
die Errungenschaften des Linzer Friedens beförderten nicht wenig die Festigung ihrer
privilegirten Stellung. An Georg Räköczy II. hielten sie mit zäher Ausdauer fest und
blieben ihm unerschütterlich treu, obgleich besonders die Türken Alles aufboten, um sie für
die Partei des Gegeufürsteu Baresay zu gewinnen. Auch hatten sie für ihre Staud-
hastigkeit zu leiden, denn der Pascha von Temesvär überfiel auf Befehl des Großveziers
ihre wehrlosen Ansiedlnngen uud ließ dieselben unbarmherzig zerstören. Eine wichtige
Rolle spielten sie ferner in den Empörungen Tökölys uud Franz Räköczys, wo sie
den Kern und die Kraft des Kurutzeuthums bildeten. Bei der Belagerung Ofens 1686
kämpften starke Hajduckenschareu mit außerordentlicher Tapferkeit und thaten sich bei den
mörderischen Stürmen durch unerschütterlichen Muth hervor. Auch waren sie die Ersten,
die unter furchtbarem Blutvergießen in die Hauptstraße der Festuug eindrangen uud
dadurch den Muth der bereits weichenden Deutschen neu belebten.
Ihre nächsten hervorragenden Verdienste erwarben sie sich bei der Befreiung der
magyarischen Theißgegend vom Türkenjoch und auch die Cousolidiruug der Macht
Leopolds wurde am günstigsten dadurch beeinflußt, daß sie zum größten Theil, sammt den
Kurutzen, seine Partei ergriffen.
Ungarn II. 22
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch