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Wasserspiuueu lauernd, durch die Luft uiederfahreiid, auf dem Wasser schrittschuhlaufeud
uud das ganze Röhricht umspiuueud an der Ausrottung der Fliegen- nnd Mückenarten
arbeiten, wovon man freilich des Abends wenig merkt. Außer mit Rohr- und Biuseu-
dickichteu ist das Moor noch bedeckt mit einem Gewirr nnd Geranke der verschieden-
artigsten Wasserpflanzen, wie die Lichtnelke (I^ekms) des Sumpfes, das Farnkraut, die
Teichnuß, die Nymphäen („Wasserkürbis") und andere Sumpfgewächse mit strotzenden,
theils auf, theils unter dem Wasser grünenden Blättern.
Doch auch für den Menschen sorgt das Moor. Kaum meldet sich der Frühling,
da wächst auch schon unter dem Wasser in langeu Halmen das sogenannte „plätschernde
Gras", das der Bauer an den Rändern des Sumpfes, bis an die Knie oder an den
Gürtel im Wasser stehend, abmäht und, wenn es dann an die Oberfläche des Wassers
steigt, wie frisches Grummet in seinen Kahn sammelt und heimträgt. Dies ist das erste
Heu des Moores, das erste, dem Vieh willkommene frische Frühjahrsfutter. Weuu
aber dann gegen den Sommer hin das Snmpfgewüfser zu fallen beginnt, da wird das
Hornvieh hiueiugetriebeu. Vom Morgen bis zum Abeud ist die Rinderherde draußen
auf dem Moore, bricht sich seine Wegspur durch das Rohr, stampft sich Pfade durch das
Schilf, weidet das Moorgras und die jnugeu Triebe ab, hilft dem Menschen zu rodeu
und in das Innere des Moores einzudringen. Immer mehr sinkt das Wasser; nur der
Fischer, der Gruudelfischer vorau, bedarf des Kahnes; der reiche Humusboden des
Sumpflandes ist nun zugänglicher geworden, der Menschenfleiß legt seine Hand darauf,
und auf den höheren Bodenwellen lohnt sich die Arbeit zu Ende des Sommers durch
so üppige Maistafeln, wie sie nur irgend auf den fruchtbarsten Flächen des Alföld
vorkommen. Auch die tiefer gelegenen Theile sind trockenen Fußes, wiewohl mit einiger
Mühe zu überschreiten, indem man von einer torfigen Scholle auf die andere steigt. Der-
artige Wiesen sind mit blauem Vergißmeinnicht wie mit einem Riesenteppich bedeckt.
In den letzten Jahren war das Ecseder Moor im Allgemeinen, mit Ausnahme der
Rohrsümpfe und einiger durchfeuchteten Senken, zu Ende des Sommers so ziemlich
trockenen Fußes zu passiren, die schwappenden Sumpfwiesen setzen sich, das überwuchernde
Thierleben des Frühjahres uud Herbstes nimmt ab und der üppige Ertrag der dicken
Humusschichte verkündet bereits eine nicht allzu ferne Zukunft, in der das Ecseder Moor
mit seiner Umgebung zu den reichsten Getreidegegenden des Landes gehören wird.
Zu erwähnen ist noch, daß das Ecseder Moor außer durch Wasser, auch durch ein
zweites Urelement, das Feuer, geuährt und regnlirt wird. Im Spätherbst und Winter,
wenn die Rohrernte stattfindet, und auch im Vorfrühling sieht man in dunklen Nächten
da und dort im Moore die Flamme der brennenden Rohrdickichte weithin leuchten. Das
von Unkraut durchsetzte oder schon gemähte Rohr wird angezündet, um im Frühjahr besser
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch