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Mittelalters, wo svlckulc» und solckkckeseu als die persönliche Leibgarde des Königs
angesehen wurden, wie denn in gleichem Sinne das Volkslied noch jetzt sagt:
„Franz Josef ist mein Herr Vater,
Seine Frau ist meine Frau Mutter!"
Die Sage von Niklas Toldi hat eine geschichtliche Grundlage, er selbst ist eine
geschichtliche Figur. Peter Jlosvai Selymes faßte im Jahre 1574 die Sage in Reime
uud in neuester Zeit hat Arou Szilady nachgewiesen, daß Niklas Toldi, zu Nagysalu im
Biharer Comitate geboreu, unter König Ludwig dem Großen erst als Mcegespan nnd
Schloßhauptmauu von Preßburg, dann als Obergespan des Biharer Comitats tapfere
Kriegsdienste leistete.
Das Bereich der Türkeuherrschaft eudete mit der Biharer Ebene. Über diese
hinaus gegen Nordosteu liegt der einzige Landstrich magyarischer Zuuge, wo die türkische
Macht nicht Wurzel fasseu kouute, was wohl darau lag, daß die Richtung der türkischen
Erobernngeu von Nandor-Fehervär (Belgrad) aus einerseits über Essegg gegen Benedig,
anderseits nördlich über Ofen gegen Wien ging, die nordöstlichen Theile also beiseite ließ.
Grenzfestungen der Türkeuherrschaft waren Pocsaj und Szent-Jobb, wo eine Quelle
»och jetzt Türkenbrnnnen heißt. Jenseits der Berettyö-Linie gab es keine Türken mehr.
Diese Lage au der Grenze war freilich ein noch größeres Unglück als die Unterjochung
selbst, deuu die Türke» traten gerade au den Grenzen am unbarmherzigsten auf. In ihren
eigenen Bezirken betrachteten sie das Landvolk als Steuerquelle und Arbeitskraft, die mehr
oder weniger geschont werden mußte, an den Grenzen aber richteten sie es zu Gruude,
rottete» sie es aus, um ihre Grenzplätze vor Angriffen sicherzustellen.
1566 erobern die Türken die Festung Gynla und fallen von da an mehrmals ins
Biharer Comitat ein, um die Dörfer botmäßig zu machen. 1598 schicken sie sich zu eiuem
größeren Unternehmen, der Eroberung Groß-Wardeins an; sie gehen dabei vou Gyula
aus uud die ganze Gegend unterwegs bis Groß-Wardeiu hinaus wird verwüstet. In
Szalonta ueuut die Überlieferung diese Katastrophe die „kleinere Flucht".
Mit der Türkenzeit fällt die Zeit der nationalen Fürsten znsammen, jene Epoche,
deren Andenken noch heute auf der Ebene von Bihar am lebendigsten ist. lind zwar genießt
von den nationalen Fürsten Bocskai in dieser Gegend einen ähnlichen Rnhm, wie Gabriel
Bethlen in Alsö-Feher, die Räköezy's in der Hegyalja uud iu Bereg oder Susauua
Loräutsfy iu Zempleu. Hier ist auch seiue Stadt, Kis-Marja, die ihm seiu Prädieat gegeben.
Die „freie Stadt Kis-Marja" erhielt von Bocskai große Privilegien nnd Freiheiten; auch
hielt sie das Andenken des „ruhmreichen Fürsten" so sehr in Ehren, daß sie sein Bilduiß
für jede» eiuzelueu Bürger auf öffentliche Kosten anfertige« ließ uud zu diesem Zweck
eigens einen Maler, Michael Kiss, ständig besoldete. Und nicht nur bei den Bürgern und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch