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bezeichnet wird, beträgt dermalen über 60.000 Gulden nnd gewährt alljährlich mehreren
Nachkommen von Hörigen Unterstützung.
Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1848 wurde zu Hosszupalyi, wie
auch anderwärts, in musterhafter Ordnung gefeiert nnd der Bezirk von Berettyo-Ujsalu
beeilte sich Johann Sziväk zum Reichstagsabgeordneten zu wählen, einen einfachen Laud-
maun aus Berek-Böszörmeny, der im blauen Banernspencer auf dem Reichstage erschien
uud, später heimgekehrt, wieder hinter dem Pflug eiuhergiug.
Die Lage der Hörigen uud gewesene» Hörigen besserte sich immer mehr, während
die der „Bundschuh-Edelleute" iu demselben Maße schlechter wurde. Bei den armen Edel-
leuten vou Nagy-Bajom sind vor 1848 die Gastereien auf der Tagesordnung nnd auch
noch später ist jedes dritte Haus eine freie Weinschenke nnd das Comitatshans ist stets
besetzt mit Gästen aus Bajom. Ebenso fand der Einwohner von Berettyö-Szent-Märton
an fremdem Orte nnr dann Unterkunft, wenn er seinen Wohnort verleugnete. Ujsaln, in
der nächsten Nachbarschaft, ist der Geburtsort Zöld Marczis, des berüchtigten Betyären.
Uud auch heutigentags sind die Nachkommen des Kleinadels durchschnittlich schlechtere
Wirthe als die gewesenen Leibeigenen.
Die Gesammtbevölkeruug des Biharer Eomitates beträgt 450.000 Köpse, darunter
220.000 Magyareu uud unter diesen 180.000 Reformirte. Es ist dies eine Bevölkerung,
welche in der Arpädenzeit durch die längs der Körös hausenden Kumauen vermehrt wurde.
Die Letztereu sind unter Ludwig dem Großen durch Dominikaner zum Christenthum
bekehrt worden.
Im XVI. Jahrhundert trat die ganze magyarische Bevölkerung des Biharer Eomitats
zum Protestautismus über. Im Jahre 1557 ging das Groß-Wardeiner Bisthnm ein und
seine Güter wurden coufiscirt; das Eomitat wurde zum protestantischen Fürstenthum
Siebenbürgen geschlagen. Daher kommt es, daß auf der Ebene von Bihar blos die
magyarischen Reformirten als Urbewohner erscheinen; alle alten Namen in jeder einzelnen
Gemeinde gehören ausschließlich reformirten Familien. An manchen Orten, z. B. in
Gäborjän, sind nur die infolge ihrer Lebensweise nomadischen und weniger an einen Ort
gebnndeueu Hirten nicht resormirt.
Ohne Zweifel haben die Magyaren in Bihar an Boden verloren; sie waren ehedem
verhältnißmäßig stärker als in unseren Tagen. Bor Allem nämlich hansten die Türken
gerade unter den Magyaren am uubarmherzigsten, und später ließ der Hajdnckendieust bis
1711, man darf also sagen, in beständig stürmischen Zeiten, die Zahl der magyarischen
Bewohner über die Maßen und niwerhältnißmüßig stärker als die übrige Einwohnerschaft
des Eomitats zusammenschmelzen. So kommt es, daß z. B. Bekerd, Körösszeg nnd Ürögd,
einst freie Hajdnckennester, heute überwiegend walachifch sind. In Körösszeg-Apäti
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch