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der Reißenden Körös in walachischer Weise „Kerezs" aus. Die Vorfahren des Geschlechtes
Csäky erhielten den Ort schon 1396 als königliche Donation und entlehnten ihm später
ihr Prädicat. Die noch jetzt bestehende Katharinenburg (Xatalin-vär, auch Lsonka-Wronx,
das heißt stumpfer Thurm, genannt) wird schon zu jener Zeit als »arx antiquissiinÄ«
erwähnt; sie bildete den Hauptthurm der Beste, die mit einem zehn Klafter dicken Wall
umgeben und in der Form eines II angelegt war. Der unregelmäßig sechseckige Thurm
mit seinen sieben Meter dicken Mauern verjüngt sich nach oben fast gar nicht. Seit dem
Anfang dieses Jahrhunderts dient er als Kornspeicher. Seine starken und wohlerhaltenen
Mauern sind von Fenstern verschiedener Größe und Schießscharten durchbrochen, der
Mörtel und die mit Häcksel durchkneteten Backsteine haben die Härte des Eisens; dies
und die ganze Bauart, sowie gewisse historische Daten sprechen unzweifelhaft dafür, daß
diese Beste, gleich der Burg Adorjäu, zu den ältesten, gleich nach den Tatareneinfällen
gebauten Burgen Ungarns gehört. Mehrere ungarische Könige haben daselbst gerne
Aufenthalt genommen. Ladislans IV., der „Knmane", war es, der dem Orte die größte,
allerdings traurige Berühmtheit verlieh; iu seinem Lager nächst der Burg wurde er
nämlich im Jahre 1290 durch die Kumanen ermordet. Die dortigen Walachen nennen den
Platz noch jetzt Knnilis, was nichts Anderes sein kann als die Verballhornung des
magyarischen „Kunüles" (Knmanensitz).
Von Groß-Wardein bis an die Grenze des Comitats erstreckt sich längs der
gewesenen „Alföldbahn" der ehemalige „District von Köleser". Diese Gegend ist nicht
so unbedingt flach wie der Särret und nicht so hügelig wie der Ermellek. Die Ebene ist
durch Hügel und Thäler unterbrochen. Die Landstraße führt von Groß-Wardein aus
zunächst direct nach Gyapjn, wo sich das schmucke Blaskovics'sche Schloß hinter Bäumen
birgt; es ist seit kurzem Eigenthum des Erzherzogs Josef. Rechts und links erscheinen
Ortschaften, die wir jedoch nicht berühren, denn die Landstraße führt uns geradenwegs
nach der Stadt Nagy-Szalonta, dem Hauptort der Gegend^
Auf dem regelmäßigen viereckigen Marktplatz von Szalonta, dicht am Gasthofe,
steht noch jetzt der stumpfe Thurm, der letzte Überrest der ehemaligen Hajduckenbnrg. Der
Thurm wurde um 1620 gebaut, das Material dazu lieferten die verwüsteten Edelhöfe
und Kirchen der Nachbargemeinden. Seine klafterdicken Mauern bestehen aus einer
äußeren und einer inneren Ziegelverschalung, deren Zwischenraum mit Bröckelwerk
von Ziegeln ausgefüllt und dann mit einem seither förmlich versteinerten Cement aus-
gegossen wurde.
Szalonta ist die größte, aber auch die schönste Stadt der Biharer Ebene und zählt
über 10.000 Einwohner. Hier wurde der große Dichter Johann Arany geboren und
hier versah er lange Zeit mannhast das Amt eines Notars. So manche Stelle in seinen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch