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liegen und nur durch Regen- und Schneewasser gefüllt werden. Auch an Teichen und
Tümpeln jeder Größe fehlt es nicht, aber die meisten füllen sich ebenfalls nur zeitweilig.
Weitaus wichtiger sind die sogenannten Wildwässer, welche hinter den Dämmen auf-
zuquellen pflegen und oft einen beträchtlichen Theil des gegen Überflutung gesicherten
Gebiets für den Landwirth unbrauchbar machen, ja an manchen Stellen Sümpfe bilden,
welche so ziemlich als bleibende gelten können. Nicht weniger lästig fallen die sogenannten
Jnnenwässer, welche, dnrch stärkere Regen oder die Schneeschmelze entstanden, längere
oder kürzere Zeit auf den Ebenen stehen bleiben. Das zum Theil schon durchgeführte
Schleusensystem und die im Zuge befindliche Vervollständigung der Wasserschutzbauten
sind berufen, diesem Übelstand abzuhelfen.
Im Übrigen gehört der Boden dieser Comitate zn den fruchtbarsten und nicht nur
die mächtigen Schichten von alluvialem schwarzen Lehm, sondern auch die saudigeu Flächen
lohnen die Mühe des Landwirths hinlänglich, in großer Menge wachsen namentlich
Weizen und andere Ährenfrüchte, Mais und stellenweise Raps. Indeß bilden die
bedeutenden Bau- und Erhaltungskosten der Dämme eine schwere Last für die Besitzer.
Dazu kommt noch, daß durch die Reguliruug der Gewässer viele bis dahin als Hutweiden
benützte Strecken sich in Ackerland oder in Wildwasserstellen von geringem Werthe ver-
wandelt haben, was die reiche Einnahmequelle der früher in Blüte gestandenen Viehzucht
sehr eingeschränkt hat. Denn obgleich die Viehzucht dieser beiden Comitate unleugbar noch
immer sehr beachtenswerth ist, hat sie doch im Vergleich zu ihrer früheren Wichtigkeit
viel eingebüßt. Trotzdem wird alljährlich namentlich eine große Anzahl von Pferden
nach den Donaustaaten, besonders nach Bulgarien und Rumänien, ausgeführt. Aus den
Schäfereien aber kommt Käse vou vorzüglicher Qualität, der bereits einen recht bekannten
Handelsartikel bildet.
Mit der Poesie des Hirteulebeus freilich ist es infolge der erwähnten Verhältnisse
im Ganzen und Großen schon zu Ende; die so viel besprocheneu Esiköse uud Gulyäse
sind einfache Herdenwächter geworden, und ein so eigenartiges Gnlyäsbegräbniß, wie es
Johann Arany in einem schönen Gedichte schildert und wir in unserer Abbildung zeigen,
kommt jetzt auf der Puszta kaum mehr vor.
Doch uicht nur die Viehzucht, auch die Fischerei hat seit den Regnlirnngen der
Gewässer stark an Bedeutung verloren; der fabelhafte Fischreichthum von ehedem ist nur
uoch in der Überlieferung vorhanden uud dieselbe Gegend, die einen ewigen Kamps gegen
die Gewässer zu führen hat, ist fast so arm an Fischen wie die wasserlosen Sandgebiete.
Was jetzt gefangen wird, davon gelangt der werthvollere Theil meistens nach Budapest
und Wien, wo sicherer Absatz zu fiudeu, der werthlosere aber in getrocknetem Zustande
nach dem Süden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch