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Europa bekannte und für den ungarischen Obstbau so wichtig gewordene Baumschule
des bedeutendsten ungarischen Obstzüchters Matthäus Bereczki, der sein großes Werk
„Pomologische Skizzen" hier geschrieben hat. Auf den Domänen des Staates liegen
mehrere neue Ortschaften, die sich durch ein zweckmäßiges und gefälliges Äußere aus-
zeichnen, unter anderen Dombira tos , Tot- und Magyar-Bänhegyes , P i tvaros ,
Alberti , Ambrözfalva, Knnägota, Kirälyhegyes und Kövegy.
Als der interessanteste Punkt des Csauäder Comitats wird aber wohl die Staats-
gestüts-Domäue Mezöhegyes zu betrachten sein. Auf dieser riesigen Pnszta wurde 1785
auf Kaiser Josefs Befehl ein Gestüt errichtet, und zwar aus den Summen, welche durch
Verringerung der ungarischen Leibgarde erspart wnrden. Es sollte durch Züchtung
von Racehengsten das einheimische Pferdematerial verbessern und überdies jährlich
1.000 Pferde zu militärischen Zwecken liefern, doch steigerte sich diese Zahl so weit, daß
in zehn Jahren schon 30.000 Armeepferde gestellt waren. Gegenwärtig steht die Domäne
unter der eigenen Leitung des königlich ungarischen Ackerbau-Ministeriums und dient nicht
nur den Interessen der Pferdezucht, sondern hält auch werthvolle Stammherden von
Rindern und Schweinen und ist überdies der Schauplatz einer musterhaften und ein-
träglichen Landwirthschaft.
Mezöhegyes liegt in einer sehr fruchtbaren, abwechslungsreichen Ebene. Die
ungeheuren Tafeln hellgrüner wogender Saaten sind von Eisenbahnen, Kanälen, herrlichen
Alleen durchschnitten; hier und dort dunkeln dichte Wälder, duftige Akazieuhaiue, hinter
denen bald ein zierliches Beamten- oder Arbeiterhaus, bald eine Spiritusfabrik, ein
thurmhoher Elevator oder ein burgähnlicher Getreidespeicher sichtbar wird. Dann erblickt
man prächtige Wiesen, riesige Rübenpflanzungen, weiterhin wieder Fabriken, Schnlhänser,
eine Kirche und allerlei Amtsgebäude und darüber hinaus neuerdings dichte Haine und
unabsehbare Mais- und Tabakpflanzungen. Dann plötzlich kommt ein Stück Hortobägy:
großartige Grasweiden, wo militärische Csikose (Pferdehirten) in blanen Hemden und
Gatyen und buntverzierten Westen das herrliche Gidran- uud Nouius-Gestüt umkreisen.
Fernher aber erschallt grimmes Gebrüll, denn dort toben an die dritthalbhnndert mächtige
Stiere; sie möchten gerne eine kleine Rauferei beginnen, aber schon sind die Gnlyäse
(Rinderhirten) bei der Hand und ihre Hetzpeitschen lind schweren Knüttel stehen in großem
Respect selbst bei „Attila", dem alten brummigen Leitstier; wie dieser sieht, daß da nichts
zu thun ist, weudet er seine blutunterlaufenen, in düsterem Feuer glühenden Augen langsam
zur Seite, dann spannt er den dicken räucherigen Nacken, stößt ein donnerndes Gebrüll aus
und geht auf den unschuldigen Erdball los, um ihm seine mit Kugeln besteckten Hörner tief
in den Leib zu bohren. Und wieder schrillt ein brüllender Ton durch die Luft; das ist die
Dampfmaschine einer Zuckerfabrik, die nach Rüben schreit. Gleich soll sie welche haben,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch