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königlichen Urkunden als Ort eines Salzamtes erwähnt. Bald kommt er anch als Münz-
stätte vor. Kurz nach der Eroberung des Laudes müssen sich daselbst Fischer und Hirten
niedergelassen haben, da die einwandernden Magyaren sich mit Vorliebe an reichen Weide-
plätzen und gutem Wasser niederließen.
Der erste Aufschwung des Ortes fällt in die Zeit Sigismnnds. Der Köuig litt oftmals
Geldnoth und da halfen ihm mitunter die Szegediner aus. Sie triebeu fchou damals
lebhaften Handel durch das ganze Laud hiu theils mit gewerblichen Erzeugnissen, theils
mit Naturprodukten. Sie hatten Geld nnd benützten es geschickt, um sich Privilegien und
allerlei Vergünstigungen zu verschaffen. Sigismnnd gibt ihueu viele Vorrechte uud erläßt
uuter Anderem die strenge Verfügung, daß den Szegediner Kaufleuten nirgends im Lande
etwas iu den Weg gelegt uud nicht Manth, noch Hafenzoll von ihnen gefordert werde.
Mit vieler Gewandtheit wissen sich die Szegediner in der Guust der Fürsten festzu-
setzen. Die Könige im Allgemeinen, besonders aber die Hnnyadis, bekunden eine auffallende
Anhänglichkeit für die Stadt, die sich iu jener Zeit rasch hob, vor Allem weil die Einwohner
von altersher berühmt waren wegen ihres Handelsgeistes nnd einer damit verbundenen
Umsicht, die sie aus mancher Gefahr und Unannehmlichkeit heil entschlüpfen ließ. Dieser
Eigenschaft, sowie der günstigen Lage der Stadt danken sie es, daß, während andere Städte
der Schauplatz blutiger Schlachten sind, sie selbst friedlich gedeihen und höchstens mit
deu Szechys oder Garais als uachbarlicheu Besitzern uud häufiger insbesondere mit den
Knmanen mehr oder weniger bedeutende Händel und Processe haben. Die Szegediner
lassen sich schon im Mittelalter von einem gewissen Localpatriotismus leiten. Ihre politische
Haltung ist keine halsstarrige; wenn es das Juteresse ihrer Stadt erfordert, beuge» sie sich
folgsam vor Deutschen uud Türken, je nachdem diese oder jene die Oberhand haben.
Dnrch dieses politische Verhalten und günstige Umstände wurde die Stadt so
bedeuteud, daß Bertraudon de la Broqniere, der Ungarn im Jahre 1433 bereiste, in
seinem Tagebuche schreibt: „Die Stadt Szegediu besteht aus einer einzigen großen und
offenen Straße, die mir etwa eine Meile lang zu sein schien". Und in demselben Verhältniß
wie die Stadt sich ausdehnte, erweiterte sie auch ihr Gebiet, das sich gegenwärtig schon
über 867 Quadratkilometer erstreckt. Im Mittelalter wohnt der Szegediner Bürger
gewöhnlich in einem ebenerdigen, aus großen Backsteinwürfeln gebauten Hause, er trägt
eine der ganze» Länge nach mit Knöpfen besetzte Weste und Joppe aus grobem weißeu
Tuche, läßt aber Frau uud Tochter in werthvolle Stoffe gekleidet einhergeheu uud eiueu
seiner Söhne „die Schulen besuchen". Seit 1519 finde» wir in den Matrikeln der
Universitäten von Wien, Krakan u»d Witte»berg fast alljährlich Studenten aus Szegediu.
Aber uebeu deu niedrige» Häusern erheben sich in dem Stadttheile ,^lsü
(— ulsü Mi^et, untere Insel, unterer Wörth), in der heutigen Unterstadt, auch hochadelige
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch