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in der er Kampfspiele und Turniere veranstaltete, die Rüstungen für seine Feldzüge betrieb,
ja sogar seine im Jahre 1317 gestorbene Gattin, die Königin Maria, Tochter des Herzogs
Kasimir von Teschen, begraben ließ. Von dort aus erfolgte im Jahre 1318 die Einberufung
des Reichstages auf den Räkos.
Ludwig der Große und später seine Witwe Elisabeth hielten sich wiederholt zn
Temesvär auf. 1397 erschien König Sigismuud persönlich auf dem dortigen Reichstage.
1463 war die Stadt zum ersten Mal durch die Türken unter Ali Beg bedroht, der aber
durch den ungarischen Heerführer Pongräcz zurückgeschlagen wurde. 1476 unternahm Ali
einen zweiten Zug gegen die Festung, wurde jedoch durch Nifor, Ehepely, Bela und
Ambrosius Nagy vollständig vernichtet. Mittlerweile beherbergte Temesvär den König
Albert, die Hunyadis, Ladislans V. und Wladislaw II., welcher letztere die Stadt, von
der aus Paul Kiuizsy seine Siege erfocht, nenerdings befestigte. 1514 wurde Temesvär
von dem aufstäudischeu Bauern-Kreuzheere Georg Dözsas belagert, aber durch Johanu
Szapolyai, Wojwoden von Siebenbürgen, entsetzt. Georg Dözsa, mit seinem Bruder Gregor
und 40 Hauptgeuosseu in Gefangenschaft gerathen, erlitt dort, auf einen glühenden Thron
von Eisen gesetzt, den gräßlichen Tod, nach der Überlieferung nnd dem Volksglauben an
jener Stelle, wo an der Hauptstraße, die aus der Stadt uach der Vorstadt Josefstadt führt,
das Bild der heiligen Jungfrau steht. Johann Szapolyai, nach der Katastrophe von
Mohäcs zum König gewählt, kam nach Temesvär uud wollte sich dessen sogar bemächtigen,
doch weigerte sich der Capitän König Ferdinands I., der durch Valentin Török dorthin
beorderte Andreas Szokolyi, die Festung einheimischen Kriegsscharen auszuliefern.. Im
Jahre 1551 erschien Mohamed Szokoli, Beg von Bosnien, mit 80.000 Mann vergeblich
vor Temesvär, dessen Commandant damals der heldenmüthige Stefan Losonczy war.
Im folgenden Jahre zog der Beglerbeg Achmet mit 160.000 Mann vor die Stadt, die
denn auch am 30. Juli 1552 uach Losouczys Heldentod dnrch den Treubruch des
Feindes in die Hände der Türken gerieth und seitdem 164 Jahre lang türkischen Paschas,
beziehungsweise der Pforte Unterthan blieb. Kasim Pascha war ihr erster Commandant
und ihm folgten bis 1716 in ununterbrochener Reihe noch 34 türkische Beglerbegs.
Von österreichischer und ungarischer Seite wurden zwar wiederholt Versuche gemacht, die
wichtige Festung zurückzugewinnen, sie hatten aber keinen Erfolg. 1596 umschloß Fürst
Sigismnnd Bäthory Temesvär und befehligte bei dem Sturm sogar persönlich, aber auch
er konnte die Festung nicht einnehmen. Im folgenden Jahre machte sein Kanzler Stefan
Jöfika einen neuen vergeblichen Versuch. 1602 und 1607 fand Gabriel Bethlen in der
Stadt ein Asyl. 1689 wnrde Temesvär von den Kaiserlichen eingeschlossen und drei Jahre
lang blockirt, ohne daß sie es nehmen konnten. 1696 wurde es vom Kurfürsten Friedrich
August von Sachsen belagert, doch widerstand es auch diesmal und empfing 1697 Sultan
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch